Mundharmonika - Stimmsysteme

 

Richter-Stimmsystem

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Das Richter-Stimmsystem ist so eingerichtet, dass nebeneinander liegende Stimmzungen Akkorde ergeben.

 

Beispiel in C-Dur

 

Die Töne der geblasenen Kanzellen ergeben den Akkord der Harp-Tonart. I. Tonika  hier C-Dur-Dreiklang gebildet aus c - e - g

Die Töne der gezogenen Kanzellen ergeben an den verschiedenen Positionen unterschiedliche Akkorde:

Kanal 1 2 3 = d - - g - h > V. Dominante G-Dur

Kanal 2 3 4 = g - h - d > V. Dominante G-Dur

Kanal 2 3 4 5 = g - h - d - f > V.7 Dominant-Septim-Akkord G7

Kanal 3 4 5 = h - d - f > VII.

Kanal 4 5 6 = d - f - a > II. > Subdominant-Parallele d-moll

Kanal 5 6 7 = f - a h

Kanal 6 7 8 = a h - d

Kanal 7 8 9 = h - d - f > VII.

Kanal 8 9 10 = d - f - a > II.

 

Die Möglichkeiten, mit diesen Akkorden zu begleiten, sind zwar begrenzt, in der Volksmusik aber ausreichend. Um Missklänge zu vermeiden, wechselt man zwischen dem Spiel von Dreiklängen, Terzen und Einzeltönen.

 

Was muss man dabei beachten?

Bei der Einrichtung des Stimmsystems kam Richter der Umstand zu Hilfe, dass mit den drei Dur-Akkorden alle Töne der Dur-Skala abgedeckt werden. Die 1./8. und die 5. Stufe sind doppeldeutig, da sie in zwei der drei Dur-Akkorde vorkommen: 11 2 3 4 55 6 7 88
I. Tonika
IV. Subdominante
V. Dominante

Verteilt man die Tonleiter auf die Kanzellen der Richter-Dur-Mundharmonika, ergibt sich folgendes Bild:

blasen 1 3 5 1 3 5 1 3 5 1
ziehen 2 5 7 2 4 6 7 2 4 6

Ich hoffe, diese Tabelle macht klar, warum beim Ziehen der Kombination Kanal 1 bis 4 ein kompletter Akkord erklingt und mit den Kanälen 5 bis 10 nur Terzparallelen Sinn machen.

Die drei Moll-Akkorde decken den Tonraum ebenfalls ab. Das sieht so aus:
1 2 33 4 5 66 7 8

vi. Tonika-Parallele
ii. Subdominant-Parallele
iii. Dominant-Parallele

Ergänze ich die Tabelle mit der Farbcodierung der Mollakkorde, ergibt sich dieses Bild:

  1 33 5 1 33 5 1 33 5 1
blasen 1 3 5 1 3 5 1 3 5 1
ziehen 2 5 7 2 4 6 7 2 4 6
  2 5 7 2 4 6 7 2 4 6


Es zeigt, dass sich die dunkelblau markierte Subdominant-Parallele als kompletter Dreiklang spielen lässt.

Der dunkelrot markierten Dominant-Parallele fehlt beim Ziehen der Grundton. Dadurch ist ihre Präsenz sehr schwach. Bei der Kombination mit Gitarre kann man diese Terz aber gut nutzen, um sich der auf der Gitarre gespielten Dominant-Parallele anzupassen. Beim Blasen fehlt der dunkelrot markierten Dominant-Parallele die Quinte. Das macht aber nichts. Da sich diese Terz ebenfalls in die Akkordbegleitung der Gitarre einfügt.

Ähnliches gilt für die dunkelgrün markierte Tonika-Parallele. Auch dieser fehlt der Grundton. Wird dieser Akkord auf der Gitarre gespielt, muss man auf der Mundharmonika darauf achten, dass man nur die dunkelgrün markierte Terz spielt.

Durch geschicktes Wechseln der Mundharmonikas beim Spielen, kann man die Akkorde verschiedener Tonarten kombinieren. Berühmtes Beispiel: Orange blossom

Da sich von den großen Oktave- und Tremolomundharmonikas nicht so gut zwei und mehr Mundharmonikas gleichzeitig halten lassen, wurden Halterungen erdacht, in die mehrere Mundharmonikas montiert werden > Wender und Kreuzwender.

Das nächste Video gewährt einen Blick in die Historie der Wender-Mundharmonika.
Ab 08:28 wird eine Kombination von 2 Wender-Mundharmonikas gezeigt.
Bis man sieht, wie man mit der Konstruktion umgeht und 4 Tonarten kombiniert, muß man sich bis 10:56 gedulden (oder vorspulen).

 

Die doppelte Rotationsmöglichkeit wirkt beim Zuschauen sehr verwirrend.
Im ersten Teil der Vorstellung (während die Mundharmonika auf dem Tisch liegt, um 10:00 herum) wird gezeigt, dass mitten auf den Mundharmonikadeckeln die Tonart drauf steht. Es gibt kurze Momente, in denen man das erkennen kann. Interessanterweise sind auf einer Mundharmonika die Tonarten C-Dur und D-Dur kombiniert und auf der anderen G-Dur und A-Dur. Woran man sich nun beim Musizieren ganz schnell orientieren kann, um die gewünschte Mundharmonika ganz schnell zu finden, konnte ich noch nicht entdecken.

Bislang fand ich nur wenige Videos, auf denen mit Wender-Modellen musiziert wird. Das Ergebnis der Stichwortsuche ist sehr dürftig.

Vergleicht man die Akkorde der in der 6-fach-Kreuzwender von Hohner kombinierten Instrumente, kann man feststellen, dass Akkorde sowohl in Blas- als auch Zieh-Position vorkommen. Das ist für das Mundharmonikaspiel von großer Bedeutung.

Beispiel C-Dur
In der C-Dur-Mundharmonika findet man die Akkorde
I = c e g (blasen)
ii = d f a (ziehen)
iii  unvollständig: e g (blasen)
IV unvollständig: f a (ziehen)
V = g h d (ziehen) nur am Anfang der Reihe
vi  fehlt völlig
VII = h d f

Von diesen Akkorden sind I und V die wichtigsten. Außerdem wird die IV häufig benötigt. Die steht in dieser Tonleiter aber nicht vollständig zur Verfügung.

Im Quintenzirkel findet man die Subdominante immer durch einen Quintsprung nach unten und die Dominante durch einen Quintsprung nach oben. Also habe ich mich gefragt, warum die Mundharmonikas nicht in Quintfolge angeordnet sind. Dann hätte man die Nachbartonarten doch direkt nebeneinander. Die Akkorde stehen dann allerdings alle in der Blasposition übereinander.

Da der Dominant-Akkord in der C-Dur Mundharmonika auf der Ziehposition enthalten ist, muss man nur noch die Subdominante in Zieh-Position finden. Der gesuchte Dreiklang ist: f a c und der ist am Anfang der B-Dur-Mundharmonika zu finden, die direkt über der C-Dur-Mundharmonika angeordnet ist. Dieser Akkord ergänzt gleichzeitig die unterhalb der Kernoktave unvollständige C-Dur-Tonleiter.

In der unter der C-Dur-Mundharmonika angeordneten D-Dur-Mundharmonika findet man das fis, das in C-Dur die normalerweise nicht vorkommende #4 wäre. Ich kenne eine ganze Reihe Lieder, in denen das f zwischendurch vom fis ersetzt wird. Das bedeutet dann, dass man in die Tonart G-Dur wechselt. Beispiel: "Komm lieber Mai". Da steht das fis in einem Liedabschnitt, der sich weder auf der C-Dur-MuHa noch auf der D-Dur-Muha im Akkordmodus spielen läßt. Der Teil der Melodie funktioniert nur auf der G-Dur-MuHa. Also muß man über 2 Mundharmonikas auf die gegenüberliegende Seite des Kreuzwenders springen.

Die in einer Richter-Mundharmonika unvollständige Subdominante ist im unteren Bereich der einen Ganztonschritt tiefer gestimmten Mundharmonika als Zieh-Akkord zu finden. Daher bilden C-Dur + B-Dur / D-Dur + C-Dur / G-Dur + F-Dur / A-Dur + G-Dur vier in verschiedenen Melodien nützliche Kombinationen und sind aus diesem Grund übereinander angeordnet.
Lieder bei denen ein Wechsel zur Nachbartonart notwendig ist, gelingen mit den beiden Paaren C > G / D > A am besten. Dafür muß man 2 Mundharmonikas überspringen. Die Kombination B > F oder F > C finde ich nicht so gut. Zumindest bei den Liedern, die ich bislang ausprobiert habe.

Sieht man sich in Video-Portalen um, gewinnt man den Eindruck, dass die meisten, die auf YT ihre Kometen und ihre Echo Harps vorstellen, eigentlich nur auf einer Seite spielen. Denen scheint es nur darum zu gehen, verschiedene Tonarten zur Hand zu haben, nutzen diese aber nicht mit Wender-Technik.

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