Konzertzither

Die Konzertzither gibt es nicht. Denn sie wird in vielen Varianten gebaut. Allen gemeinsam ist das Griffbrett, mit dem auch andere Zitherformen ausgestattet sind.

Griffbrettzithern

... sind vom Monochord abgeleitete Instrumente mit 3-6 Melodiesaiten (Sondermodelle können auch mehr aufweisen), die über ein auf einen Resonanzkörper montiertes Griffbrett mit Bünden gespannt sind. Größere Griffbrettzithern weisen außerdem Begleitsaiten unterschiedlicher Anzahl auf. In musealen Sammlungen, aber auch bei den Istrumentenbauern findet man sie in vielen Formen und Größen. Konzertzithern sind besonders anspruchsvoll gebaute Griffbrettzithern mit vielen Begleit- und Baßsaiten.

Beispiel: Wenn von einem 42-saitigem Konzert-Instrument in Münchner Stimmung die Rede ist, sind damit 

5 Melodiesaiten 

12 Begleitsaiten

12 Baßsaiten

13 Kontrabaßsaiten

gemeint.

Das Raffele ist eine im Alpenländischen Raum beheimatete Ursprungsform der Konzertzither. Man unterscheidet zwischen Instrumenten mit diatonischem und chromatischem Griffbrett.

 

Das diatonische Griffbrett wird als Urform des Raffele angesehen.  Es ist erstaunlich, wie vielseitig dieses Instrument sowohl solistisch und melodieführend als auch begleitend eingesetzt werden kann. Wie frisch und lebendig aber auch verträumt und besinnlich auf dem Raffele gespielte Musik klingen kann, zeigt das Quartett Hüttlinger-Milz. In der Rubrik "Hörbeispiele" der Hüttlinger-Milz-Homepage findet ihr eine Serie von You-Tube-Videos mit ganz verschiedenen Musikstücken.

Gebaut wird das diatonische Raffele z.B. von Robert Grasser. Seine Instrumente haben (wie heute im allgemeinen üblich) 2 a'- und eine d'-Saite. Mit diesen Saiten beginnt auch die Besaitung der Konzertzithern in der sogenannten Münchner Stimmung. Deren Griffbrett ist allerdings chromatisch.

Das chromatische Raffele ist eine moderne Variante, deren Griffbrett dem Griffbrett der Konzertzither ähnelt. Vergleicht die Bilder der Grasser-Raffele mit den bei Musik-Sebrich gezeigten Instrumenten, dann fällt Euch sicherlich der Unterschied zwischen der Anordnung der Bünde auf.

Stimmsysteme der Konzertzithern

Die wichtigsten Stimmungen sind die "Münchner Stimmung" und die "Wiener Stimmung". Außerdem gibt es noch die "Stuttgarter Stimmung", die aber nur bis zur Jahrhundertwende in Gebrauch war und demnach nur noch bei sehr alten Instrumenten zu finden sein dürfte.

 

Hier die Stimmungen der Melodiesaiten im Vergleich:

Münchner Stimmung          a'  a'  d' g  c
Wiener Stimmung              a'  d'  g' g  c
Stuttgarter Stimmung   e'' e'' a'  d'  g  c

 

Alle Systeme weisen die fallende Quintfolge a' d' g c auf.

Das Stuttgarter System weist 6 (!) Melodiesaiten auf, also eine mehr als die Münchner und Wiener Stimmung! Es beginnt eine Quint höher als die anderen Systeme. Die erste Melodiesaite ist verdoppelt.

Im 5-saitigen Wiener System wird die Verdoppelung der dritten Melodiesaite oktaviert.

Und in der 5-saitigen Münchner Stimmung wird der Ausgangspunkt a' ohne Oktavierung verdoppelt.

 

Die Münchner Stimmung hat sich nach Meinung von Fachleuten durchgesetzt und wird auch von modernen Konzertzithern wie Reformzither und Perfektazither verwendet. Die Wiener Stimmung wird allerdings auch immer noch von Instrumentenbauern angeboten.

 

Weitere Unterschiede im Stimmsystem ergeben sich durch die Anordnung der Begleit-, Baß- und Kontrabaßsaiten. Namen wie "Reformzither" und "Perfektazither" weisen auf spezielle Stimmsysteme der Begleit- und Baßsaiten hin, die bei der Perfektazither zusätzlich zu einer speziellen Bauform führte.

Sehr interessante und übersichtliche Informationen bietet hierzu STUDIA INSTRUMENTORUM MUSICAE.

 

Stimmlagen der Konzertzithern

Konzertzithern werden außerdem in verschiedenen Stimmlagen gebaut. Bezeichnungen wie Diskantzither, Quintzither, Altzither und Baßzither weisen auf diese Unterschiede hin. Auf Webseiten von Konzertzitherbauern finden Sie Informationen über die Besaitung und Größe dieser Instrumente. Ambitionierte Instrumentenbauer bauen nicht nur überlieferte Formen der Instrumente, sondern entwickeln für das anspruchsvolle konzertante Solospiel individuelle Verbesserungen.

 

Besondere Bauformen der Konzertzither

Bezeichnungen wie Harfenzither oder Luftresonanzzither beziehen sich auf die Gestaltung des Instrumentenkörpers wirken sich zwar auf den Klang (Klangfarbe und Klangvolumen) jedoch nicht auf die Stimmung der Konzertzither aus. Sie weisen unterschiedliche Mensuren (das ist die Länge des frei schwingenden Teils der Saite) auf.

Äußerliches Merkmal der Harfenzither ist der in einem geschwungenen Bogen verlaufende Korpusrand. Stellt man die Harfenzither so auf, daß die Saiten senkrecht verlaufen, kann man die Anlehnung an die Harfenform unschwer erkennen.

Bei Luftresonanzzithern befindet sich ein zusätzliches Schalloch an der Seite des Instruments.

Quintessenz: Die Konzertzither gibt es nicht. Der Käufer hat also die Qual der Wahl. Oder positiv ausgedrückt: es gibt für jeden Anspruch das passende.

Die Katze im Sack?

Leider ist die Stimmung des Instruments in vielen ebay-Verkaufsbeschreibungen nicht angegeben. Logisch, denn viele Verkäufer geben das Instrument ja her, weil sie nichts damit anfangen können. Ein verschlüsselter, für den Laien nicht erkennbarer Hinweis auf die Stimmung sind Modellbezeichnungen wie Reformzither und Perfektazither. Der Herstellername auf dem Etikett des Instruments und die Adresse können ebenfalls ein Indiz für die Stimmung sein. Deshalb ist ein gut leserliches Etikett im Schalloch einer Konzertzither von großer Bedeutung. Auch in beiliegenden Noten finden sich möglicherweise Hinweise. Um also die Stimmung einer Konzertzither herauszufinden, ist gegebenenfalls Detektivarbeit angesagt. Mit etwas Glück hilft einem ein Zitherbauer weiter, wenn man nett fragt. Wenn die Stimmung von Bedeutung ist, Zeit für Recherchen einplanen, damit man nachher nicht das falsche gekauft hat!

Zithersaiten

Wer eine alte Zither neu besaiten möchte, muß zuvor herausfinden, für welche Stimmung sie gebaut wurde. Saiten werden als Komplettsätze für die verschiedenen Stimmungen angeboten. Beispiele:

Spieltechniken

Das Raffele wie der Dulcimer und die Mandoline mit einem Plektron "geschlagen".

 

Der Begriff "schlagen" ist etwas mißverständlich. Denn es wird nicht mit einem Klöppel auf die Saiten geschlagen, wie man es vom Hackbrett her kennt. Vielmehr reißt man die Saiten mit einem Wechselschlag an, indem man ein Plektron quer über die Saiten zieht.

 

Die Bundsaiten der Konzertzither werden dagegen mit einem Daumenring gezupft. Die Bass-Saiten zupft man mit den Fingerkuppen.

Dulcimer-Spieler

Vergleicht die Anordnung Bünde auf Dulcimer und Raffele! Die beiden Instrumente weisen viele Ähnlichkeiten auf. Dulcimer werden in folgenden Stimmungen gespielt:

AAD  /  dAD  /  CAD  /  GAD  /  dgD 

(die Saiten vom Körper weg zählen)

Quelle - hier sind sie anders herum aufgeschrieben

 

Es ist also möglich, Raffele und Dulcimer gleich zu stimmen und mit denselben Griffen zu spielen.

Konzertzither-Spieler beobachten

Im Internet präsentieren sich die unterschiedlichsten Konzertzither-Spieler auf Video-Kanälen.

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