4-Loch Okarinas
(c) E. Stennes-Falter
Es gibt sehr große Unterschiede bei 4-Loch Okarinas. Wer mit ihnen musizieren möchte, muss unterscheiden lernen zwischen billigen, ungestimmten Souveniers, hübschem Kunsthandwerk ohne nennenswerten musikalischem Nutzen und sauber gestimmten, ensembletauglichen Instrumenten.
Es gibt auch Instrumente, die zwar als Spielerei und Gag erdacht, aber trotzdem mit dem Ehrgeiz gebaut wurden, als sauber gestimmte Instrumente nutzbar zu sein.
4-Loch-Griffsysteme werden sowohl für zwei- als auch für einhändiges Spiel gebaut.
Reichweite von 4-Loch Okarinas
Mit einer einfachen aber gut gestimmten 4-Loch Okarina kann man mindestens 5 Töne spielen. Die Tonleiterstrukturen können variieren. Durch geschickte Kombination verschiedener Grifflochgrößen ist es möglich, den Tonvorrat auf 11 Töne zu erweitern. Mit Teilabdeckung und Blasdrucksenkung kommt man bei solchen Okarinas sogar auf 14 Töne.
Grifftabellen
Die Grifftabellen zeigen Details der unterschiedlichen Intonations-Systeme und deren Reichweite. Diese hängen vom Grifflochdesign ab.
Löcher mit identischer Größe können bei sorgfältig gearbeiteten Instrumenten funktionieren, ergeben aber nur sehr wenige Töne, weil mehrere der Griffvarianten lediglich Alternativgriffe für dieselben Töne sind.
Löcher mit unterschiedlichen Durchmessern ergeben wesentlich mehr Töne. Das von John Taylor erdachte 4-Loch-System ermöglicht eine chromatisch spielbare Tonleiter von der 1. bis zur 8. Stufe und ist damit das System mit den meisten Tönen.
Die Zahlenreihe, mit der die Stimmsysteme definiert werden, zeigt an, welche Intervalle entstehen, wenn man die Grifflöcher der Reihe nach öffnet.
Diese Zahlen zeigen, in welcher Reihenfolge ich die Löcher bei der Prüfung des Stimmsystems zuerst geöffnet habe (A 1234). Wenn das nicht funktioniert, starte ich bei der 3 (B 3124) oder 2 (C 2134) usw.
Das sich ergebende Griffsystem zeigt sich in der jeweiligen Grifftabelle.
Pfeifchen aus Litauen
Stimmsystem (A 1234): 2212
Anzahl der Töne: 5
Zwischen 1985 und 1995 fand ich auf Kunsthandwerkermessen kleine Pfeifchen mit 4 winzigen Grifflöchern, die alle auf dieselbe Weise gestimmt sind. Das lineare System ergibt eine 5-stufige diatonische Tonleiter. Bei einfachen Okarinas ist dieses Stimmsystem relativ häufig anzutreffen. Baut man seine erste eigene Okarina, kann man mit diesem Stimmsystem sehr gut erste Intonationsübungen machen.
Eine zum Tonraum passende Notensammlung mit Griffsymbolen ist auf Anfrage erhältlich.
Ein Affe aus Afrika
Stimmsystem (C 2134): 2322
Anzahl der Töne: 6
Der Affe ist ein Mitbringsel von einer Afrikareise. Wann die war, konnte mir die Vorbesitzerin nicht mehr sagen. Es muss vor 2000 gewesen sein.
Dieses Grifflochdesign ergibt eine Moll-Tonleiter. Um die 6. Stufe zu erreichen, muss man den Blasdruck deutlich steigern. Mit normalem Blasdruck erreicht man nur das as'.
Okarina aus dem Okarinamuseum von Hans Rotter
Stimmsystem (B 3124): 2122
Anzahl der Töne: 8
Die Okarina mit der Signatur Lukacs 95 (oder ähnlich), erreicht mit den 4 Löchern wie das Hähnchen gerade mal die Quinte, jedoch ist sie komplett chromatisch spielbar. Das Griffsystem ist völlig anders.
Easy Ocarina von Ocarinamusic
Stimmsystem (A 1234): 2232
Anzahl der Töne: 10 (11)
Pentatonisches 4-Loch-Griffsystem und 6-Ton-Leiter
Das Griffsystem wird nach meinem Kenntnisstand ausschließlich von "ocarinamusic" angeboten. Es gibt eine Serie Tierokarinas in verschiedenen Stimmlagen und Muscheln. Auch das Minikarinchen ist in dieser Weise gestimmt.
Hans Rotter (Ocarinamusic, Österreich) verwendet für seine 4-Loch-Ocarinas ein lineares Griffsystem. Öffnet man zuerst rechts und dann links nacheinander die Grifflöcher, ergibt sich eine pentatonische Leiter. Diese ermöglicht einen intuitiven Zugang zum Instrument.
Ein diagonaler Griff ergibt das f und ergänzt die Tonfolge zu einer diatonischen Leiter. Mit dieser Tonleiter lassen sich viele Volksweisen und Kinderlieder spielen, die Hans Rotter in der Notenheftserie "Meine Tierocarina" veröffentlicht hat.
Weitere Variationen der Griffe ergeben chromatische Zwischenstufen. Wenn man nach der richtigen Intonation dieser Töne sucht, muss man nicht nur den Blasdruck ausbalancieren. Auch die Zungenstellung wirkt sich bei kleinen Okarinas auf die Intonation aus. Wenn man die Veränderung des Mundinnenraums, wie er Bluesharp- und Maultrommelspielern vertraut ist, bei kleinen Okarinas gekonnt einsetzt, läßt sich jeder Ton (auch der Grundton der Okarina) ohne Änderung des Griffs 1/2-Tonschritt klar definiert abwärts benden. Durch die Absenkung des Grundtons kommt man dann auf insgesamt 14 Töne.
Das fehlende Cis kann mit halb abgedecktem Loch gespielt werden.
Beim Spielen ist es wie bei jeder anderen Okarina wichtig, dass man den richtigen Blasdruck für die Intonation findet. Probieren Sie aus, wie auf Ihrer Easy Okarina das dis/es besser gelingt: mit halb oder ganz gedecktem rechten Mittelfinger-Griffloch.
Notation
Die Instrumente klingen in verschiedenen Tonarten (C-, G-, F-Dur). Die von Ocarinamusic angebotenen Notenhefte sind aber alle in C-Lage notiert.
Das Griffsystem wird nach meinem Kenntnisstand ausschließlich von "ocarinamusic" angeboten. Es gibt eine Serie Tierokarinas in verschiedenen Stimmlagen und Muscheln. Auch das Minikarinchen ist in dieser Weise gestimmt.
Notensammlungen für dieses Griffsystem >>> klick
Meine in diesem System gestimmte Instrumente:
Tierocarinas / "Muschel" (Rotter) - Mini Karinchen (Rotter) - ...
English Crossfingering (2-händig) nach John Taylor
Stimmsystem (A 1234): 2343
Reichweite: 1 Oktave
Anzahl der Töne: 13 (14)
Das von John Taylor ausgetüftelte 4-Loch-System hat die Reichweite einer chromatisch spielbaren Oktave. Die überraschend große Zahl an Tonstufen ergibt sich aus der Vielzahl von Kombinationsmöglichkeiten der vier unterschiedlich großen Löcher.
Dieses Griffsystem wurde von zahlreichen Okarinabauern aufgegriffen. Manche wandelten es ab.
Weitere Informationen über das English Crossfingering mt 4 bis 8 Grifflöchern >>> klick
Notensammlungen für dieses Griffsystem >>> klick
Für Einsteiger ist die Griffbildnotation eine große Hilfe. In meinen Notenbüchern werden normale Notenschrift und Griffbildnotation kombiniert.
Das Griffsystem von Dag Hultcrantz (Schweden) ist um 90° gedreht.
Die folgenden Griffsysteme von Maurizio Moretti und Davide Vivaldi sind ebenfalls gedreht und bei kleinen Instrumenten auf Vorder- und Rückseite verteilt.
Wieder ein anderes Griffsystem findet man bei der kleinen Geräßflöte Puny Tune.
Zijun Luo sandte mir kürzlich Informationen über sein Instrument zu, die es mir ermöglichten, eine Grifftabelle zu zeichnen.
Wie die Varianten des English Crossfingering reicht auch dieses Griffsystem bis zur Oktave. An der Grifftabelle lässt sich ablesen, dass das Griffsystem einem völlig anderen Prinzip folgt:
Zuerst wird jedes Griffloch einmal allein geöffnet. So kommt man bis zur 5. Stufe. Danach werden werden die Löcher "addiert", bis alle 4 Löcher geöffnet sind. Drei Griffvarianten ergeben chromatische Stufen.
Linear angeordnetes "English Crossfingering"
4-Loch-Griffsysteme für eine Hand findet man bei verschiedenen Doppel- bzw. Duett-Okarinas. Das von John Langley und Terry Riley genutzte System hat die Reichweite einer Oktav.
Anazasi-Tuning
Das von Hans Houkes genutzte Anazasi-Tuning der Okarina im Video-Beispiel baut auf einer Pentatonischen Leiter auf. Hier ein Beispiel mit einer Double Flute mit zwei gleich
gestimmten Kammern.
Stimmsystem 4223
Als nächstes ist eine Melodic-Huaca 4-Loch-System zu hören.
Die Stimmung dieser Ocflute von Hans Houkes basiert ebenfalls auf einem 4-Loch-System. Die Kammern sind im Oktavabstand gestimmt.
Wegweiser - Okarinathemen
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