Mundharmonika-Themen

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Hinweis

Hohner hat vor einiger Zeit die Webseite komplett umgekrempelt. Daher funktionieren die Deep Links nicht mehr wie ursprünglich. Nach und nach werde ich zumindest einen Teil der dort gefundenen Informationen durch eigene Berichte ersetzen. Das wird aber noch eine Weile dauern.

Mundharmonika - Instrumentenkunde

(c) E. Stennes-Falter

 

Mundharmonikas gibt es in ganz verschiedenen Formen und Größen. Die in Deutschland bekanntesten und zugleich letzten Hersteller dieser Instrumente sind Seydel und Hohner. Eine Bauserie, die ich auch sehr gerne spiele, ist die LEE OSKAR (wiki), hergestellt von TOMBO aus Japan.

Instrumentenkunde

In Mundharmonikas werden die Töne mit durchschlagenden Zugen erzeugt.

Bei den Mundharmonikas unterscheidet man zwei Hauptgruppen:

  • diatonische Mundharmonika
  • chromatische Mundharmonika

"diatonisch"

bedeutet, das die Stimmzungen in einer Tonleiter aus Halb- und Ganztonschritten angeordnet sind.

 

"chromatisch"

bedeutet, dass das Instrument mit Stimmzungen für sämtliche Stammtöne und allen gefärbten Zwischenstufen ausgestattet ist.

Des weiteren unterscheidet man die Instrumente nach Tonumfang, Stimmung und Tonarten.

Einfache Einsteigerinstrumente sind unter Umständen nur in einer Tonart (z.B. C-Dur) erhältlich. Höherwertigere Instrumente werden dagegen in mehreren Dur- und Moll-Tonarten angeboten.

 

Die Lee Oskar Serie unterscheidet insgesamt 4 Bauformen: major diatonic (=Dur), natural minor (=äolisches moll), harmonic minor (=hamonisch moll) und melody maker.

Instrumente mit Country-Stimmung gehören sowohl bei Hohner als auch bei Seydel zum Programm. Die Paddy-Richter-Stimmung fand ich nur bei Seydel. Außerdem erhält man dort Modelle in Circular-Stimmung und verschiedene Instrumentenformen in Solo-Stimmung. Seydel hat also ein besonders vielfältiges Angebot an Stimmungen und erfüllt mit Hilfe eines Customizers auch Sonderwünsche.

Diese Vielfalt der Bauformen ist für den Einsteiger "erschlagend". Die Unterschiede bis ins Detail zu verstehen, erfordert Kenntnisse der Harmonielehre. Die nachfolgende Einführung gibt ein paar Hilfen für den Einstieg. Für weitergehende Informationen können individuelle Worksphops vereinbart werden.

diatonische Mundharmonika

Diatonische Mundhamonikas sind jeweils auf eine bestimmte Tonart gestimmt. Sie können einreihig oder zweireihig sein.

 

Einreihig bedeutet:

Die Luftkanäle sind in einer einzelnen Reihe nebeneinander angeordnet. Blas- und Ziehton befinden sich in einem gemeinsamen Kanal. Dieses Bauprinzip ist typisch für die sogenannte Blues-Harp und andere kleine diatonische Modelle.

 

Beispiele aus meiner Sammlung:

Zweireihig bedeutet,

Die Lufkanäle sind verdoppelt und übereinander angeordnet.

Diese Bauweise findet man bei Oktave- und Tremolo-Instrumenten, die hauptsächlich in der Volksmusik Verwendung finden.

 

Wichtig zu wissen:

Bei Modellen wie der Comet (Hohner) oder der Sailor (Seydel) entsprechen 4 Kanäle dieser doppeltönigen Instrumente einem einzigen Kanal einer kleinen diatonischen Mundharmonika (BluesHarp)!

Grund:

Blas- und Ziehtöne werden bei doppeltönigen Instrumenten auf zwei Kanäle verteilt. Der Tonraum einer 10-Loch-Harp belegt dadurch auf auf solchen Instrumenten 20 Löcher.

Diese 20 Kanäle werden verdoppelt und enthalten dieselben Töne wie in der Parallel-Reihe. Je nach Instrumententyp ist die Parallelle in Schwebung oder Oktave gestimmt.

Fazit:

Einer doppeltönigen Mundharmonika mit 40 Kanälen sind nicht mehr Töne zu entlocken, wie einer BluesHarp mit 10 Kanälen. Doppeltönige Mundharmonikas klingen "nur" anders.

 

 

Abstände der Kanäle

Auch die Abstände der einzelnen Kanäle können sich unterscheiden. Anfängern werden gerne Instrumente empfohlen, bei denen die Kanäle größere Abstände haben. Im Unterricht mit 5- und 6-Jährigen konnte ich mit der Speedy von Hohner sehr gute Erfahrungen machen. Die Beschriftung hilft bei der Zuordnung von Kanälen und Notenschrift und führt regelmäßig zu schnellen Erfolgen beim Musizieren nach Noten.

Das Geheimnis der Oktav- und Tremolo-Mundharmonikas

Wie bereits erwähnt, können zweireihige Instrumente wie die Hohner Comet in Oktavabstand oder wie die Hohner Echo mit Tremoloeffekt gestimmt sein. Auch andere Firmen wie Seydel und Suzuki bieten Oktav- und Tremolo-Instrumente an.

Oktavabstand bedeutet, daß die beiden übereinander angeordneten Kanäle denselben Ton erzeugen (z.B. c), jedoch klingt einer hell und der andere dunkel. Zwei c mit einer Oktav Abstand sind z.B. c' und c''

Der Tremoloeffekt wird erzeugt, wenn die zwei übereinander liegenden Kanäle nur fast denselben Ton erzeugen. Auf dem Stimmgerät wird dann z.B. für jeden Kanal das c' angezeigt, jedoch klingt das eine c ein ganz klein wenig heller als das andere. Die durch den Zusammenklang von zwei eng beieinander liegenden Tönen erzeugte Schwankung wird Schwebung genannt. Wenn die Töne sehr eng beieinander liegen, hört sich die Schwebung wie ein Zittern = Tremolo an.

Auf diatonischen Mundharmonikas lassen sich abhängig von der Bauform unterschiedliche Spieltechniken realisieren. Volkslieder klingen mit dem vollen Akkordspiel sehr schön. Hierfür sind Instrumente in der sogenannten "Richterstimmung" besonders gut geeignet.

Akkorde entstehen auf der Mundharmonika ganz von allein, wenn man sie locker in den Mund nimmt und entspannt ein- und ausatmet. Das ist so einfach, daß schon Kleinkinder damit einen Riesenspaß haben können.

 

Wie diese Akkorde klingen, hängt von der Stimmung der Mundharmonika ab. Die gängigste Stimmung ist die "Richter-Stimmung" in Dur. Sie ist in Deutschland so verbreitet, weil der überwiegende Teil traditioneller, deutscher Kinder- und Volkslieder in Dur steht und wurde vom Erfinder so eingerichtet, daß alle einfachen Melodien spontan nach Gehör gespielt werden können.

 

Ganz so einfach ist es dann allerdings doch nicht. Beim Musizieren wird man bald feststellen, daß nicht jede Melodie auf eine normale Richter-Harp paßt. Es hapert vor allem an den Harmonien, die durch das Akkordspiel gebildet werden. Denn trotz aller Raffinesse der Richter-Stimmung enthält sie nur wenige Grund-Akkorde, die Melodien mit abwechslungsreicher Harmonik nicht gerecht werden können.  Solche Lieder klingen in Akkordspielweise grauslig schief. Also spielt man sie einstimmig.

Dabei stößt man auf das Problem, daß die Richter-Stimmung Lücken in der Tonskala aufweist. Um diese zu schließen ersann man verschiedene Möglichkeiten.

Eine wichtige Entdeckung war, daß sich die Schwingung der Stimmzungen sowohl beim Ziehen als auch beim Blasen durch Modulationen mit dem Mund beeinflussen läßt. Das ändert nicht nur die Klangfarbe sondern auch die Tonhöhe!

Die Spieltechnik zum Ändern der Tonhöhe heißt Bending. Mit diesem Trick füllt der BluesHarpspieler die "Tonlücken" in der diatonischen Leiter der Harp. Es braucht im Normalfall eine Menge Geduld und Übung und vor allem ein geeignetes Instrument, bis man diese Spieltechnik "drauf" hat. Martin Rost beschreibt in seinem Buch "Rock Blues Country Harp", wie man sich diese erarbeiten kann. Noten mit Tabulatur sind für einige Übungsbeispiele ebenfalls enthalten. Das Buch ist aber keine Notensammlung, sondern in erster Linie ein Fundus von Tipps und Anregungen.

Ein grandioser Meister des Bendings ist Howard Lewy. Er spielt die kleine Bluesharp als Konzerinstrument und musiziert gleichzeitig auf Flügel oder Trommel. Lewy ist in vielen Musikstilen Zuhause, komponiert, hält Vorträge, macht Konzertreisen, unterrichtet ...

Sonderstimmungen

Eine andere Möglichkeit für das Schließen der "Tonlücken" sind diatonische Sonderstimmungen. Sie entwickelten sich auf Anregung engagierter Musiker, die die Richter-Harp für den Gebrauch in anderen Musikstilen anpassen mußten.

 

Die Veränderungen haben Einfluß darauf, welche Akkorde beim Blasen oder Ziehen aus dem Instrument heraus geholt werden können. Eine sehr interessante Sache.

Wer mehr darüber erfahren möchte suche nach folgenden Begriffen:

  • Richter Stimmung Dur (alle Hersteller)
  • natürliches Moll (äolisch) (Hohner / Lee Oskar / Seydel)
  • melodisches Moll (Hohner / Lee Oskar / Seydel)
  • Paddy Richter Stimmung (Seydel)
  • Country Stimmung (Hohner / Seydel)
  • Melody Maker (Lee Oskar) / Melodic Maker (Seydel)
  • Spiralstimmung (Seydel)
  • Solo-Stimmung (Hohner / Seydel)

Diese Wiki-Seite > klick < ist ein guter Start bei der Info-Suche.

Verschiedene Hersteller bieten auf ihrer Firmenhompage aufschlußreiche Übersichten über die Tonscalen der verschiedenen Mundharmonika-Modelle an:

Einen Vergleich zwischen Richter-Stimmung und Country-Stimmung erhält man, wenn man z.B. die Produktbeschreibung der Hohner Special 20 Classic aufruft, im Auswahlfeld "Stimmung" zwischen Richter und Country hin und her schaltet und dabei die Tuning Chart beobachtet. Dort wechselt im 5. Kanal der Ton von f auf fis. Diese Stimmung macht es möglich, die Dur-Leiter in Cross-Position zu spielen (=Grundton im 2. Kanal ziehen). Die Kombination der Kanäle 4-5-6 ergibt durch diese Änderung in der Country-Stimmung beim Ziehen einen Dur-Akkord. In der Richter-Stimmung erklingt in dieser Position ein moll-Akkord.

Der Unterschied zwischen Richter-Stimmung und Paddy-Richter-Stimmung besteht darin, daß in der unteren Oktave der gedoppelte Ton im 3. Kanal (blasen) gegen den fehlenden Ton der Dur-Skala ausgetauscht wird. Das bringt für das Einzeltonspiel große Vorteile/Vereinfachungen, da sich nun viele Melodien ohne Bendings realisieren lassen und auch der Grundton der parallelen Moll-Tonart in der Skala direkt zur Verfügung steht.

Beim Akkordspiel führt dies ebenfalls zu einer großen Änderung. Die Kombination der Kanäle 1 bis 5 ergibt in der Paddy-Richter-Stimmung einen moll-Akkord.  In der normalen Richter-Stimmung erklingt dort ein Dur-Akkord.

Richtig spannend wird es, wenn man sich den Scale-Finder von overblow.com ansieht. Die mit diesem Tool oder am Klavier oder ... ausgetüftelten Skalen gibt man in den Configurator von Seydel ein und erhält dann ein ganz persönlich gestaltetes Instrument.

Welches Instrument bzw. welche Stimmung man wählt und mit welcher Spieltechnik man sich vorzugsweise beschäftigt ist zumindest teilweise Geschmacksache. In erster Linie hängt es aber von der Musik ab, die man spielen möchte.

Akkordspiel auf der Mundharmonika

Beim Surfen wird man hin und wieder auf abfällige Bemerkungen über das Akkordspiel stoßen. Die Reaktion ist verständlich, wenn man hört, wie "schräg" manche spielen.

 

Das Akkordspiel auf der Mundharmonika erfordert - wenn man es gut machen will - ein gutes Gehör und Kenntnis der Harmonielehre.

 

Ein geschultes Gehörs erkennt rasch, welche Melodien nicht in die Ton- und Akkord-Scala einer einzelnen Harp "passen". Mit Hilfe der Harmonielehre versteht man, warum. Und mit Hilfe einer Wender-Mundharmonika oder mehrerer übereinander gehaltener Mundharmonikas löst man das Problem. (zumindest bei einem Teil der Melodien) Für sonorige Akkordbegleitungen kann man aber auch besondere Akkord-Mundharmonikas nutzen.

 

chromatische Mundharmonika

Das Spiel auf der chromatischen Mundharmonika unterscheidet sich in erster Linie dadurch, daß mit Hilfe eines Schiebers Kanäle zu chromatischen Zwischenstufen geöffnet werden können. Auf diese Weise sind theoretisch sämtliche Tonarten realisierbar. In der Praxis wird man jedoch feststellen, daß die verschiedenen Tonarten je nach Lage der zugehörigen Töne (Zieh- oder Blaston) mehr oder weniger schwierig realisierbar sind. Deshalb werden auch Modelle mit anderen Stimmungen als der C / Cis -Stimmung angeboten.

 

Ein weiterer wichtiger Unterschied ist die sogenannte "Solo-Stimmung", bei der sich das Atemschema der "Kernoktav"  in allen Oktavlagen unverändert wiederholt.

 

Akkordspiel ist begrenzt möglich.

Beide Instrumentenformen (diatonische und chromatische) bieten viele Möglichkeiten musikalischer Ausdrucksformen. Mit der chromatischen Mundharmonika ist es ohne Bendingtechnik möglich, klassische Meisterwerke zu spielen. Faszinierend, was man auf diesem Instrument mit viel Übung erreichen kann!

 

Dieses Video zeigt, daß Mundharmonikas auch als Konzertinstrumente eingesetzt werden können, wenn man sich damit erfolgsorientiert befaßt.

 

Und hier zwei Meister ihres Fachs, die ein Duett mit Richter-Harp (Howard Levy) und chromatischer Mundharmonika (Rildo Hora) darbieten. (Das Duett beginnt bei 3:50)

Mundharmonika - Unterricht

Bereits im Rahmen der Musikalischen Früherziehung kann 5- bis 6-Jährigen ein Einstieg in dieses Instrument vermittelt werden. Interessanter Weise ist er wesentlich leichter als z.B. der Einstieg in das Flötenspiel. Hoch gesteckte Ziele sind allerdings, wie bei jedem anderen Instrument auch, nur mit dauerhaft fleißigem Üben erreichbar.

Details zum Mundharmonikaunterricht >> klick

Zu meinen Liedersammlungen für diatonische Mundharmonikas bitte hier lang > klick <

Aufbau einer Mundharmonika

Wie eine Mundharmonika entsteht

Mundharmonikas heute

Durch die Verwendung neuer Materialien und Herstellungsverfahren sind Mundharmonikas robuster geworden. Holzkanzellen hochwertiger Instrumente werden auf besondere Weise versiegelt, um das Aufquellen zum minimieren. Alternativ kommen "Kämme" aus speziellen Kunstoffen zum Einsatz. In manchen Modellen werden Messingstimmzungen durch korrosionsfreie Edelstahlstimmzungen ersetzt.

Einige Modelle werden in Modul-Bauweise angeboten. Wurde ein Bestandteil beschädigt, kann man Ersatzteile nachkaufen und mit etwas Geschick selbst einbauen.

Pflege und Wartung der Mundharmonika

Modelle in Modulbauweise können auch "individualisiert" werden. Zum Beispiel durch den Einbau farbiger Kämme oder durch Überarbeitung der Stimmung. Manche Musiker machen das selbst. Im Internet gibt es dafür eine Menge Beispiele und auch Anleitungen (You Tube). Hohner bietet dafür Workshops an, verweist aber auch auf erfahrene "Customizer".

Für die Pflege der Mundharmonika werden Sets mit allem notwendigen Zubehör angeboten.

 

Bei Klaus Rohwers findet man zu diesem Thema wertvolle Tipps. Zum Stimmen der Mundharmonika gibt es auch hier >klick< ausführliche Informationen. Und hier >klick< erhält man eine Bedienungsanleitung für den Hohner Harmonica Tuner.

Mundharmonikas kaufen

Neue Instrumente sind nicht ganz billig. Wer das Risiko eines Fehlgriffs nicht scheut, kann mit etwas Glück ein schönes Instrument bei einer Internet-Versteigerung erwerben. Um die Chance zu haben, das ersteigerte Schätzchen im Fall der Fälle reparieren zu können, erkundigt man sich vor dem Erwerb solcher Instrumente am besten auch gleich nach der Lieferbarkeit der Ersatzteile und den Preisen.

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Da für Instrumente, die man bei Auktionen erwirbt, in vielen Fällen keine Garantie gegeben wird, muss man sich gut überlegen, ob man das Risiko wirklich eingeht. Wenn ein Schnäppchen für wenige Euro in der Mülltonne landet, ist das zu verschmerzen. Bei höherpreisigen Instrumenten wäre das ärgerlich.

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