Herkunft
Diese Okarina wurde mir etwa 1995
geschenkt. Gekauft wurde sie in einem Andenkenladen, der verschiedene Produkte aus Andenländern feilbot. Der Hersteller ist
nicht mehr ermittelbar.
Qualität der Stimmung/Intonation
Diese "Peru-Okarina" ist
keine Konzertokarina. Ihre Töne liegen (wenn man als Grundton F annimmt) etwas oberhalb der Standard-Stimmung. Das a hat also mehr als 440-442Hz. Solange man nicht mit anderen fest gestimmten
Instrumenten zusammen spielen möchte, macht das nichts aus, denn "in sich" ist sie gut gestimmt.
Stimmsystem
Diese Peru-Okarina hat 6 Grifflöcher.
Um die Tonhöhe leichter ablesen zu können, kalibriere ich das Stimmgerät so, dass der Grundton in Null-Position abgelesen werden kann. Ich spiele mit mittlerem Blasdruck.
Beim Test zeigt sich:
- 5 der 6 Grifflöcher sind etwa gleich groß.
Jedes Loch einzeln geöffnet und geschlossen ergibt als Intervall eine kleine Terz (3). Zwei davon fallen etwas erhöht aus (3+).
- 1 Griffloch ist ein wenig kleiner.
Einzeln geöffnet und geschlossen ergibt sich eine um ca. 50 Cent zu
große Sekunde (2+). Die Intervallgröße liegt also zwischen großer
Sekunde und kleiner Terz.
Mit sehr entspanntem Blasdruck kann man eine exakte große Sekunde
treffen (2). Mit verstärktem Blasdruck kann man auch die kleine Terz treffen (3).
Tonraum und Tonleitern
Welche Tonskalen ergeben sich aus
dieser Vorgabe?
Da 5 der 6 Löcher etwa gleich groß sind, ist der Tonvorrat sehr begrenzt.
Die Erklärung dafür:
Bei Gefäßflöten, insbesondere bei runden Okarinas, bestimmt in erster Linie die Summe der Lochfläche die Tonhöhe. Die Positionen der Grifflöcher spielen dagegen bei kugeligen Gefäßflöten für die
Tonhöhe kaum eine Rolle. Das hat zur Folge, dass mehrere Griffkombinationen denselben Ton ergeben.
Um sich mit dem Tonraum der
Okarina vertraut zu machen, spielt man erst einmal die gesamte Tonleiter von unten nach oben und zurück. Das gelingt mit einem einfachen linearen Griffsystem.
Die Zahlen zeigen an, wie groß das Intervall von Griff zu Griff ist:
1= kleine Sekunde
2= große Sekunde
3= kleine Terz
Von der ersten zur zweiten Stufe hört man einen übermäßigen Schritt bzw. kleinen Sprung, wie man ihn von pentatonischen Tonleitern kennt. Dann folgen Ganz- und Halbtonschritte, wie man sie von diatonischen
Tonleitern kennt. Am Ende trifft man auf einen unerwarteten Halbtonschritt. Dieser erweckt den Eindruck, die Okarina sei verstimmt. Durch Verstärkung des Blasdrucks lässt
sich der Ton so weit anheben, dass ein Ganztonschritt entsteht.
Die besondere Verstärkung des Blasdrucks, wird mit einem kleinen Dreieck unter dem Griffsymbol angezeigt.
Diese Intervallfolge lässt sich auf unterschiedliche Weise interpretieren. Startet und endet man auf dem untersten Ton, klingt die Tonleiter
"mollig".
Hier eine kleine Improvisation:
Anstatt den tiefsten Ton als "1" zu interpretieren, kann man auch den 2. Ton als Grundton auswählen. Dann erklingt eine 5-stufige Dur-Tonleiter zuzüglich b6. Wenn man den Blasdruck erhöht, kann man auch die 6 erreichen.
Melodien mit der 5-stufigen Dur-Tonleiter "1 2 3 4 5" gibt es so viele, dass ich damit ein Heft füllen kann. Neben einer ganzen Reihe Kinder- und Volkslieder habe ich auch Melodien von Diabelli und anderen Komponisten gesammelt.
Die Peru-Okarina als Streitthema
Es ist verständlicherweise
strittig, ob es Sinn macht, sich als Anfänger eine Peruanische Okarina zu kaufen, um damit sein Okarinastudium zu starten. Hardliner werfen jedem, der mit diesem bunten "Spielzeug" ankommt,
sofort an den Kopf, das Ding gehöre in die "Tonne".
Upppsala! Das ist hart! Ich finde, man sollte sich in Ruhe ansehen und ausprobieren, was für ein Instrument man erwischt hat. Wer nur ein paar einfache Lieder lernen möchte und für sich alleine
spielt, kann mit diesem Instrument - wenn es denn spielbar ist - eine Menge Spaß
haben.
Kritikpunkte sind:
- Da die Intonation der Instrumente nicht dem Standard a=440Hz entspricht, kann man nur unter erschwerten Umständen mit anderen Instrumenten zusammen musizieren.
Manche Instrumente sind völlig unbrauchbar.
- Der Tonraum ist sehr begrenzt. Es sind maximal 7 bis 8 verschiedene Töne spielbar.
Blasdruckkurve
Jede Okarina reagiert auf zunehmenden bzw.
abnehmenden Blasdruck mehr oder weniger stark mit Tonhöhenänderungen. Dieses Phänomen kann man als Intonationsspielraum bezeichnen.
Diese (meine) Peru-Okarina klingt am besten, wenn man die tiefen Töne mit leichtem bis mittlerem Blasdruck spielt und diesen nach und nach kontinuierlich ein klein wenig steigert. Beim obersten
Ton bläst man mit starkem Blasdruck. Mit dieser Kontinuität fühlt sich das für mich ganz natürlich an.
Resumé
+++
+ Zumindest meine Okarina ist gut spielbar und für einfache Melodien geeignet.
+ Das Griffsystem ist einfach.
+ kostengünstig
- - -
- Da das Griffsystem nicht dem Standard höherwertiger Konzert-Okarinas entspricht, muss man umlernen, wenn man später upgraden möchte.
- Die Okarina ist in sich stimmig, passt aber nicht zur normalen Stimmung anderer Instrumente.
- Auf der Daumenseite löst sich die Farbe ab.
Nachtrag 9.3.2019
Heute erreichte mich diese Okarina. Sie bestätigt das Stimmsystem meines alten Schätzchens, denn sie ist im Prinzip
genauso gestimmt. Da das linke Daumenloch ein ganz klein wenig größer ist, kann man die 6. Stufe mit nur leicht gesteigertem Blasdruck erreichen.
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