Über dieses Geschenk habe ich mich gestern sehr gefreut.
Informationen über das Instrument fand ich bislang kaum. Der Okarinabauer war der Vorbesitzerin unbekannt. Sie erwarb die Okarina vor längerer Zeit in einem Dritte-Welt-Laden und verwendete sie im Musikunterricht als Anschauungsobjekt.
Das Herkunftsland Chile ist eingeritzt. Ansonsten hat die Okarina keine Markierung.
Beschreibung
Der äußeren Form nach ist es eine 10-Loch Travers Okarina nach dem Vorbild italienischer Okarinas.
Die Okarina ist relativ grob gearbeitet. Die Oberfläche zeigt deutliche Spuren vom Abziehen und Glätten. Das trägt zu ihrem rustikalen Charme bei.
An der kurzen breiten Spitze hat sie eine Querbohrung für eine Schnur. So kann man die große Okarina umhängen und sichern.
Trotz der Größe ist sie angenehm leicht.
(die genauen Maße trage ich noch nach)
Schaut man ins Innere der Okarina, erkennt man eine rauhe, graue Tonoberfläche. Die dünne rötliche Lasur (nicht Glasur!) wurde bis zum Rand der Grifflöcher gearbeitet. Am "Fenster" ließ man einen dünnen Rand frei. Je nach Lichteinfall wirkt die Farbe bräunlich.
Auf einer Seite der Okarina erkennt man ein Muster, das mit Hilfe mehrerer Farbschichten und Schablonentechnik entstanden sein könnte. In der Nähe der Spitze, ist von der Lasur etwas abgerieben.
Intonation und Bespielbarkeit
Die Okarina lässt sich durchaus spielen, aber ganz anders, als ich es von den meisten meiner anderen Okarinas gewohnt bin. Damit wenigstens eine 8-stufige Tonleiter zustande kommt, muss man mit extrem leichten Blasdruck beginnen. Dann zeigt mein Stimmgerät ein sauberes C4. Die nächsten drei Töne lassen sich mit leichtem bis mittlerem Blasdruck spielen und dann muss man den Blasdruck zunehmend stärker steigern.
Bis zum 5. Ton klingt die Okarina rund, satt, sonorig, weich. Irgendwie schön. Dann werden die Töne mit steigendem Blasdruck rauschiger.
Diese Art Blasdruckkurve ist nicht ganz einfach zu spielen. Meine Vorlieben liegen da definitiv woanders. Aber ich finde es gut, so ein Beispiel in der Sammlung zu haben.
Zuerst dachte ich, die Okarina hätte den Grundton D4 oder etwas höher. Da man aber die dafür passenden höchsten Töne nicht erreicht, habe ich mich vom hellsten Ton nach unten getastet und fand dann auf diese Weise den Grundton C4.
Melodien, die maximal bis zur 8. Stufe reichen, können gelingen, wenn man sich auf die Blasdruckkurve eingestellt hat.
Griffsystem
Es passen die Griffe der italienischen 10-Loch Travers-Okarina bis zur 8. Stufe. Für die 9. Stufe D5 musste ich 2 Löcher öffnen. Höhere Töne fand ich nicht.
Einzelstück oder Serienproduktion?
Ich vermute letzteres, obwohl mir diese Art Okarina bislang noch nicht begegnete.
Interessanterweise entdeckte ich ausgerechnet heute dann direkt noch einmal dasselbe Modell in ebay. Die Farbe sieht auf dem Foto nach einem gelblichen Grünton aus. Das Muster - so weit man es erkennen kann - ist dasselbe.
Die Formmerkmale stimmen dermaßen überein, dass ich vermute, dass die Okarinas mit einer Form gearbeitet wurden.
Eignung zum Musizieren
Diese Okarina ist nur begrenzt spielbar.
Für einen Anfänger ist sie ungeeignet, da das Spielgefühl, das sie vermittelt, weit entfernt ist von einer guten Konzertokarina.
Wer Okarina spielen lernen möchte, sollte sich den Umweg über so ein schlecht spielbares Instrument sparen.
Für fortgeschrittene Spieler mag sie vielleicht als Experimentierobjekt dienen, zum ernsthaften Musizieren ist sie undiskutabel.
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