Der Plan
20:30 werden wir das Studio schließen. Wer möchte, kann mit uns zum Abendessen in ein benachbartes Landgasthaus gehen.
Was aus dem Plan wurde.
Aus dem Abendessen im Landgasthaus wurde nichts, weil ich es nicht übers Herz brachte, die gute Atmosphäre, die sich im Workshop beim gemeinsamen Jammen entwickelt hatte, abrupt abzuwürgen. ^.^
Als wir dann 1 Stunde später als vorgesehen im Landgasthaus unser Glück versuchten, war die Küche bereits geschlossen. Und nun? ... ? ... Wieder zurück ins Studio. Im Musikraum den Tisch gedeckt und Küche und Keller geplündert.
Tja. Und dann wurde es ganz schön spät. Die letzten machten sich gegen 1:00h auf den Heimweg. Da war für David nicht mehr viel Zeit zum Schlafen. Schließlich wollte er um 6:36 den Zug nach Köln bekommen. Das frühe Aufstehen am nächsten Morgen war hart. Aber dafür weiß er jetzt, wie eine Nasenflöte funktioniert und auf einem Gong Walgesänge entstehen. :-)
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Die Fotos habe ich mit dem Handy gemacht. Daher ist die Auflösung etwas "mau".
Der Workshop
- Präsentation verschiedener Okarinatypen - Herkunft - Spielweise
- gemeinsam musizieren
David hatte eine Präsentation vorbereitet. Seine Erläuterungen ergänzte er mit zahlreichen Musikeinlagen. Wo es passte, musizierten wir gemeinsam auf Okarinas oder begleiteten ihn mit Trommeln und Klein-Percussion. Keyboard und Dudelsack waren auch noch mit von der Partie. Wenn die Teilnehmer den Okarinapart übernehmen konnten, griff David zur Ukulele.
Zur Unterstützung der von David vorbereiteten Präsentation stellten wir aus meiner typenreichen Okarinasammlung eine passende Auswahl zusammen. Im Laufe seines Vortrags wurde sie noch etwas erweitert.
Was die Gans mit dem Workshop zu tun hatte? Sie ist die Namensgeberin des Instruments, mit dem wir uns beschäftigten. Die Bezeichnung "Okarina" kommt aus dem Italienischen und bedeutet "Gänschen", bzw. "kleine Gans".
Okarinapräsentation
Für diejenigen, die noch einmal nachlesen möchten, welche Okarinas David erklärt hat, wir angesehen und zum Teil auch ausprobiert haben, nachfolgend eine Zusammenfassung. Um die Instrumente besser zeigen zu können, habe ich sie im Anschluss an den Workshop noch einmal fotografiert.
Einige der Okarinas beschrieb ich bereits in vergangenen Blog-Einträgen. In diesem Fall führt Euch ein Link dort hin. Im Laufe der Zeit werde ich auch die anderen Okarinas nach und nach beschreiben. Dann trage ich hier die entsprechenden Links nach.
Pendant Okarinas
Pendant Okarina im Peruanischen Stil mit 6-Löchern.
Diese Instrumente findet man oft in Andenkenläden für Touristen. Wenn man sich so etwas zum Musizieren kauft, muss man ausprobieren dürfen, ob sie brauchbar gestimmt sind. Das ist nicht immer der Fall. Dann sind sie nur hübsche Deko. ;-)
4-Loch Okarinas, die mit dem von John Taylor (England) erfundenem Griffsystem gebaut werden, konnte ich bislang nur bei wenigen deutschen Händlern finden. Der Song-Stone von John Langley mit keltischem Muster ist davon vermutlich das prominenteste Beispiel.
Die große Überraschung des Abends: Blockarina und Markerina von Richard Voss. David machte es großen Spaß, darauf zu spielen. Sie lagen ihm offensichtlich gut in der Hand und er lobte deren gute Stimmung. Auf den Fotos ist gut zu erkennen, dass die Löcher so positioniert sind, dass sie auch von großen Händen gut gegriffen werden können.
Das englische 6-Loch-Crossfingering-System wurde mit der Großbass-Okarina von John Langley (England) demonstriert. Terry Riley (England) baut seine Okarinas genauso.
Die Pendant Okarina von Olivier Gosselink (Frankreich) wird ebenfalls mit dem English Crossfingering System gespielt. Allerdings befindet sich das kleine Daumenloch auf der rechten Seite. Das kleine Daumenloch ist für das Spielen der tiefsten Halbtöne hilfreich.
Christoph Hense (Deutschland) lässt das kleine Griffloch weg und reduziert dadurch das Griffsystem auf 5-Löcher. Man kann damit dasselbe Repertoire spielen, wie mit den 6-Loch-Okarinas der Engländer. Die Halbtöne spielt man wie auf dem Songstone mit den 4 vorderständigen Grifflöchern.
6-Loch-Pendants von Stein (Taiwan) und anderen asiatischen Firmen haben zwei große Daumenlöcher. Dadurch geht deren Tonleiter ein Ton höher. Die Halbtöne spielt man auch mit diesem Griffsystem wie auf der Songstone-Okarina.
Die Griffsysteme der Pendant-Okarinas von Martin Lietsch/Werkstatt Ton und Töne (Deutschland) und Hans Houkes/Stonewhistle (Niederlande) weichen von dem weit verbeiteten English Crossfingering mehr oder weniger ab. (siehe auch Grifftabellensammlung)
Beispiele für gut gestimmte lineare Pendant Griffsysteme sind 4- und 7-Loch-Okarinas von Rotter/ocarinamusic (Österreich) und die 7- und 8-Loch-Okarinas von Olivier Gosselink. Mit der 9-Loch Variante der Mountain-Ocarina (USA) spielte David uns irische Weisen vor. Toll, welchen Klang er aus diesem gelöcherten Plastikkästchen heraus holt.
Pendant-Okarinas ohne Schnabelmundstück
Als Beispiel für die chinesische Xun wählten wir Instrumente, die ich 1995 selbst gebaut habe. Vorlage für das eingeritzte Muster und die versetzte Anordnung der Grifflöcher war die Abbildung eines altchinesischen Hsüan, die ich in einem Instrumentenlexikon fand.
Leider gab mein Lexikon keine Beschreibung der Tonleiter an, so dass ich die Verhältnisse der Lochgrößen ungefähr nachahmend eine eigene erdachte. Später fand ich andere Literaturstellen, die eine altchinesische pentatonische Tonleiter erwähnen, jedoch nicht näher beschreiben. Die Löcher der Xun sind linear angeordnet.
Die Stonewhistle von Hans Houkes (Niederlande) wird ähnlich angeblasen. Das 6-Loch Griffsystem seiner Stonewhistle entspricht allerdings dem seiner Okarinas und die Löcher sind so angeordnet, dass man die Stonewhistle in die nach oben aufgerichteten Hände setzen und spielen kann.
Gämshörner
Vertreter für längliche Bauformen, bei denen die Finger der beiden Hände nicht gegenüber aufgesetzt werden, sondern die linke Hand auf dem oberen und die rechte Hand auf dem unteren Teil spielt, waren die getöpferten Gämshörner der Schweizerin Annemarie Geissmann und der Werkstatt Ton und Töne aus dem Taunus. Die Griffweise dieser Instrumente ist mit der von Blockflöten verwandt, ähnelt aber auch der der Transversokarinas. Vor der Rechtschreibreform schrieb man Gemshorn.
Transvers-Okarinas
An verschiedenen Transvers-Okarinas mit einer Kammer erläuterte David die Unterschiede des italienischen und taiwanesischen Griffsystems.
- 10-Loch-Okarinas aus Budrio von Fabio Menaglio (Italien),
- antike 10-Loch Meißen-Okarina (Deutschland),
- 12-Loch-Okarinas von Fokalink/Stein (Taiwan)
Wie unterschiedlich dieser Okarinatyp geformt sein kann, zeigt ein Foto auf dem auch noch die Galliano von Hans Rotter (Österreich), Okarinas von Claudio Colombo (Italien) die Okarina mit Stimmzug von Olivier Gosselink (Frankreich), die PURE Okarinas von Robert Hickman (England) und eine antike Okarina von einem mir unbekanntem Hersteller zu sehen sind.
Die kleine Okarina von Claudio Colombo (Italien) hat nur 9-Löcher. Das ist eine Variante der 10-Loch-Okarina, bei der das Loch für den linken kleinen Finger, der im europäischen Griffsystem als letzter abgehoben wird, fehlt. Dieses Griffsystem ist auch bei den Transvers Okarinas von Árpád Takács (Ungarn) zu finden.
Die kleinste Okarina auf diesem Bild ist eine blaue Fokalink SC 12L.
Die Sammlung im Uhrzeigersinn immer tiefer werdend:
- Do1 = SC 12L Fokalink, Taiwan
- Sol2 = G2 9L Clacol, Italien
- Sol2 = G2 10L Budrio / Menaglio, Italien
- Sol2 = G2 11L Pure / Hickman, England
- Re = D 10L Meissen, Deutschland
- Re = D 10L ?
- Do3 = C3 10L+1 Galliani / Rotter, Österreich
- Do3 = C3 10L+1 Gosselink, Frankreich c/cis mit Stimmzug
- Do3 = C3 10L Budrio / Menaglio, Italien
- Do3 = C3 = AC 12L+1 Focalink, Taiwan
- Do3 = C3 10L ? / GEWA?
- Sol4 = G4 10L+1 Pure / Hickman, England
- Sol4 = G4 10L+1 ClaCol, Italien
- Fa = F 9L Takács, Ungarn
- Mi = E 9L Takáks, Ungarn
+1= Doppelloch für c/cis
Ein Instrument mit dem auch in Korea verbreiteten japanischen Griffsystem, bei dem beide Subholes mit der rechten Hand gespielt werden, habe ich bislang noch nicht in der Sammlung.
Mehrstimmige Okarinas - 2 Kammern
Für die Demonstration von Mehrkammer-Okarinas mit unterschiedlichen Griffsystemen und verschiedenen Stimmungen standen zur Verfügung:
- eine Duett-Okarina von John Langley (England), deren Kammern beide in derselben Lage gestimmt sind,
- eine Duett-Okarina von Terry Riley (England) in D und G (Quartabstand),
- die Kornett-Doppia von Giorgio Pacchioni (Italien), mit der das Duettspiel von 1. und 2. Horn nachgeahmt werden kann, . . .
... außerdem
- die Double-Okarina der Stein Company (Taiwan),
- die Doppia G4P von Giorgio Pacchioni (Italien)
- eine Variante dieses Okarinatyps von Christoph Hense (Deutschland).
- Davids eigene Doppelokarina, deren Hersteller ich mir leider nicht gemerkt habe ...
Vielen Dank an die aufmerksamen Leser, die mir das Modell nennen konnten. Es ist eine DAC von Maparam, die David in sehr vielen Videos sieht.
Mehrstimmige Okarinas - 3 Kammern
Bei diesem Kapitel denken viele vermutlich an die asiatischen Triple-Okarinas. Die Triple-Okarina ist die logische Erweiterung der Double-Okarina. Die 4-Kammer-Instrumente heißen Quadruple.
Die dreistimmige Huaka von Hans Houkes (Niederlande) dürfte vielen Okarinaspielern unbekannt sein. Die Huakas von Hans Houkes sind allesamt Unikate. Er baut kompakte Modelle, deren runde Form sich in die angehobenen Hände schmiegt, hoch gestreckte Tischmodelle, die man vor sich aufstellt und aufgespreizte, die wie ein Helm auf den Kopf gesetzt werden.
Meine Huaca hat einen Anblasschlauch bekommen (Melodica-Zubehör), damit ich beim Spielen verschiedene Sitzhaltungen einnehmen kann. Dadurch konnte David sie im Schneidersitz spielen.
Genau genommen gehört auch die zweistimmige Spookerina von Hans Houkes zu den Mehrkammer-Okarinas. Von ihr gibt es bislang nur das in meinem Besitz befindliche Exemplar. Von den einstimmigen Spookerinas baute Hans Houkes dagegen eine ganze Serie. Wer sich für diese lustigen Effektpfeifen interessiert, sollte sich bald an Hans Houkes wenden, da er von Sondermodellen oftmals nur eine begrenzte Zahl anfertigt. Und sich dann etwas Neues ausdenkt. Mehr Infos findet Ihr in den Berichten über seine Instrumente.
Der Klang der Spookerinas erinnert an den Klang von Sliding-Okarinas. Von diesem Okarinatyp besitze ich eine in Form einer Eule, die mir mal eine Schülerin geschenkt hat. (Dafür an dieser Stelle noch einmal herzlichen Dank!)
Sliding-Okarinas besitzen ein längliches Griffloch, das man mit einem längs aufgelegten Finger abdeckt. Öffnet und schließt man das Loch ganz langsam, entsteht ein entsprechend auf und ab gleitender Ton.
Ton - Kunststoff - Holz - Metall - Papier/Pappe
Das Thema "Materialien im Okarinabau" finde ich äußerst spannend. Neben den gezeigten Okarinas aus Kunststoff (Fokalink/Stein), Porzellan (Meissen) und Ton (der ganze Rest), gibt es auch Varianten aus Holz, Karton und Metall.
Elektronische Spielereien
Ein Highlight der Präsentation war Davids Spiel auf der Okarina of Light. Da der Raum mit Bühnenmolton abgedunkelt war, konnten die Teilnehmer das Schauspiel der Farbwechsel sehr gut sehen. Und dann wollten wir natürlich alle wissen, wie das Okarinaspiel auf dem Handy funktioniert.
Nachspiel
Nach dem Abendessen probierten wir noch einige verrückte Sachen aus. Beim Nasenflötenspiel haben wir uns gnadenlos schlapp gelacht! :-D Die Bocarinas bekommt man übringens bei Dan Moi: https://www.danmoi.de/blasinstrumente/nasenfloeten.html
Eine Beschreibung der Gummischlägel, mit denen wir auf dem Gong Wahlgesänge gespielt haben, findet Ihr >hier<.
Ein großes Dankeschön
an David Erick Ramos für seine Präsentation und seine Anleitung zum gemeinsamen Musizieren!
Und da das ohne motivierte, gut gelaunte Teilnehmer nicht funktiert hätte, gilt mein Dank auch denen, die da waren und zum Teil sehr lange Wege auf sich genommen
haben.
Ich hoffe, Ihr seid alle wieder gut Daheim angekommen.
Merci!
Thank you!
Und wie heißt es so schön:
Gerne wieder!
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