8.5.2015
Auf der Musikmesse 2015 entdeckt
Als ich dieses Jahr auf der Musikmesse das große Schlägelangebot bei Pustjens Percussion Products durchsah, fielen mir die Mike Balter Super Rub Mallets
auf.
Man erhällt sie im Dreierpack. Die Schlägelstiele sind alle knapp 20cm lang. Die Schlägelköpfe haben drei verschiedene Größen.
Die Meinungen über diese ungewohnt in der Hand liegenden Schlägel gehen in den Bewertungen bei Thomann auseinander. Das liegt wohl am beabsichtigten Verwendungszweck.
Verwendung
Ich benutze sie zum Erzeugen von Klangeffekten. Das macht einen Riesenspaß und funktioniert sehr gut.
Dazu zieht man die mit Flummibällen vergleichbaren Schlägelköpfe über glatte Flächen wie Tisch, Fensterscheibe, Schranktür, Zimmertür ...
Gedacht sind sie aber vor allem für das Anreiben von Gongs.
Spieltechnik
Wie gut das Anreiben gelingt, hängt von der Größe und der Form der Fläche ab.
Um einen lang ziehenden Ton zu erhalten, muss man eine Bewegung der Hand finden, mit der man den Schlägel fortlaufend Richtung Schlägelstiel zieht. Sobald die Bewegung etwas zur Seite geht und
sich der Schlägel um die Stielachse dreht, geht der Effekt verloren.
Um Rhythmen zu erzeugen, zieht man mit dem Schlägel mehr oder weniger lange, abgesetzte Striche.
Durch zweihändiges Spiel können sowohl ineinander greifende als auch abwechselnde oder gleichzeitige Klänge entstehen, die durch Verwendung verschiedener Schlägelköpfe mehrstimmig werden.
Klangeffekte
Stets auf der Suche nach interessanten Klängen, finde ich es spannend, mit diesen Schlägeln auf immer wieder anderen Untergründen zu experimentieren und die Wirkung der unterschiedlich großen Schlägelköpfe zu beobachten.
Die Schlägelkopfgröße hat Einfluss auf die erzeugte Klanghöhe. Ebenso der Druck, mit dem die Schlägel über die Fläche gezogen werden. Der große Schlägel erzeugt den dunkelsten Klang. Die
verschiedenen Klanghöhen treten allerdings nicht bei jedem Gegenstand in gleicher Deutlichkeit auf.
Mir fiel auf, dass bei solchen Untergründen, die Klänge mit nur kurzem oder gar keinen Nachhall ergeben, die vom Malletkopf erzeugte Klanghöhe besser heraus zu hören ist, als bei einem Material, in dem eine sehr intensive lang andauernde Schwingung des Gegenstandes angeregt wird. Das ist beispielsweise beim Gong der Fall. (> Serie 3)
Hier einige Klangbeispiele, die ich bei meinen Experimenten aufgenommen habe.
Serie 1
Die Schlägel werden über die gelochte Platte eines Notenpults gezogen.
Serie 2
Die Schlägel werden über das straff gespannte Fell meiner großen Djembé gezogen.
Serie 3
Die Schlägel werden über meinen Gong, ein "Xiang Jia Luo Wok" von Wu Han, gezogen. Größe: Durchmesser 50cm Rand 10cm
Serie 4
Die Schlägel werden über die Tischplatte einer Bierzeltgarnitur gezogen.
Im Videokanal von Gongs Unlimited findet man Aufnahmen, auf denen man den Effekt der Rub Mallets auf
verschiedenen Gongs vergleichen kann.
Hier wird gezeigt, wie man den Rub Mallet auf dem Gong führt.
Wenn Ihr das Video auf YT anseht, werden Euch weitere interessante Videos empfohlen.
Um heraus zu finden, wie man mit den Schlägeln am besten umgeht, muss man sich etwas Zeit nehmen. Nur so entdeckt man nach und nach seine Lieblingsklänge.
Weitere Experimente
Bei meinen Klangschalen gelang mir das Anreiben mit den Super Rub Mallets nicht. Da komme ich besser mit Holzstäben klar.
Zum sanften Anschlagen der Schalen sind die Rub Mallets dagegen gut geeignet.
Eine von mehreren Möglichkeiten:
Schlägel locker gefasst in eine Schale hinein hängen und wie durch ein Rührxylophon im Kreis herum ziehen. Dabei beginnt der Flummi zu titschen und schlägt dadurch die Schale sanft an.
Mit den Gummiköpfen lassen sich auch Becken "antreiben" und "anreiben". Ersteres lässt sich aber auch gut oder besser mit geeigneten "normalen" Mallets machen. Inwieweit das Anreiben einen schönen Effekt ergibt, hängt stark von der Beckengröße und seiner Befestigung ab.
Den Super Rub Mallet als Stabspiel-Schlägel benutzen geht auch. Aber dafür sind sie nur bedingt geeignet. Der Schlägelstiel ist mit ca. 2 mm Durchmesser sehr dünn und mit rund
17,5 bis 19,5 cm Länge zu kurz, um damit auf Stabspielen die gewohnten Spieltechniken umsetzen zu können. Die 5-jährigen Kinder, denen ich diese Schlägel zum Ausprobieren gab, kamen mit diesen
Maßen aber sehr gut klar. Manchen Kindern fällt es in diesem Alter schwer, die Schlägelköpfe von Filz- oder Hartgummikopfschlägeln richtig vom Stab weg hochfedern zu lassen. Sie lassen den
Schlägelkopf auf der Klangplatte mehr oder weniger liegen und stoppen dadurch den Ton. Mit den Rubber Ball Mallets erleben sie einen intensiven Rebound und hören, wie dadurch der Stab ganz anders
zu klingen beginnt.
Umgang und Pflege
Wie andere Schlägelstiele auch, mögen die Stiele der Rub Mallets es nicht besonders, wenn man sie auf harte Kanten schlägt. Sie bekommen dann deutlich sichtbare Macken. Wann sie brechen, habe ich
nicht getestet.
Einen Abrieb der Gummibälle konnte ich bislang nicht feststellen. Aber auf der Oberfläche der Gummibälle bleibt feinster Schmutz hängen, der auf der angeriebenen Fläche haftet. Wenn "Patina"
abgerieben wird, entstehen entsprechende Streifen auf der abgeriebenen Fläche. Der Ball selbst verliert dadurch seine glänzende Oberfläche. Je mehr er verschmutzt, um so schlechter funktioniert
er. Also immer wieder blank reiben! Ich mache das mit dem Daumen, drehe ihn durch die Hand oder reibe ihn mit einem frischen Fensterleder ab.
Lustigerweise reagierten in verschiedenen Gruppen alle Kinder spontan in ähnlicher Weise auf die bunten Rubber Ball Mallets: "Die sehen ja aus wie Lutscher!" Genau das hatte mir Ted Jan Groen
(PPP) prophezeit. "Passen Sie auf, dass die Kinder die Schlägel nicht mit Lutschern verwechseln!" warnte er.
Fazit
Für mich sind diese Schlägel vor allem ein sehr interessantes Effektinstrument. Wobei "Instrument" im Sinne von "Werkzeug" zu verstehen ist. Es erzeugt auf unterschiedlichen Oberflächen allerlei Brumm-, Quietsch- und Stöhngeräusche und erzeugt auf geeigneten Metallplatten "Walgesänge". (z.B. auf großen Gongs mit in die Tiefe gehendem Klangspektrum) Das Video, auf dem man das besonders schön hören konnte, ist leider nicht mehr auffindbar.
Für das Musizieren auf Stabspielen können diese Rubber Mallets zwar eingesetzt werden, sind dafür aber wegen der dünnen Stiele nur bedingt geeignet. Sie erzeugen einen sanften Klang, der je nach
Klangstab sehr leise sein kann.
Für die Arbeit mit Kindern sind sie ebenfalls nur bedingt geeignet.
Kinder darf man nur unter Aufsicht damit spielen lassen. Bei unkontrolliertem Umgang mit den Schlägeln besteht an den dünnen Stielen Verletzungsgefahr. Ablutschen der Gummiköpfe sollte man wegen
der vermutlich enthaltenen Weichmacher sicherheitshalber streng/konsequent unterbinden. Für meinen Unterricht bedeutet das, wer sich nicht an die Anweisungen hält, bekommt den Schlägel sofort
ohne Diskussion weggenommen, damit das Kind weder sich selbst noch andere gefährdet. Das wird jedes Mal vor dem Austeilen der Schlägel geklärt und funktioniert in meinen Kleingruppen
bestens.