18.4.2015
(c) E. Stennes-Falter
Johann und Karin Rotter, die Okarinabauer aus Österreich persönlich zu treffen, war eines meiner wichtigsten Ziele. Die große Vielfalt und die hervorragende Qualität ihrer irdenen Instrumente ist wirklich sehenswert. Darüber hinaus kann man am Stand die interessante Okarina-Literatur durchblättern, die im Ocarinaverlag von Johann Rotter erschienen ist.
Wer wissen wollte, wie die schönen Instrumente klingen, dem spielte Karin Rotter immer wieder kleine Ständchen.
Nimmt man Instrumente der verschiedenen Bauserien in die Hand, fallen die ganz unterschiedlichen Oberflächen auf. Die einen sind terracottafarben oder changieren in Brauntönen, haben eine glatte Oberfläche und glänzen matt. Andere haben kräftige Farben und sind hochglänzend oder ebenfalls matt oder sogar leicht rauh. Einige fühlen sich mit ihrer leicht rauhen Oberfläche an wie ein Stein und andere glänzen und fühlen sich leicht fettig an.
Ocarina matt glasiert / Quelle: Ocarinamusic
Ocarina matt glasiert / Quelle: Ocarinamusic
Ocarina blaue Engobe, transparente Glasur / Quelle: Ocarinamusic
Diese Unterschiede zu ertasten und zu erfahren, wie sie entstehen, fand ich sehr interessant.
Die farbige Gestaltung entsteht bei diesen Okarinas mit Hilfe von Engoben. Die anschließend
aufgetragene transparente Glasur sorgt für die glatte, glänzende Oberfläche. Mischt man die Engobe mit Glasur, bevor man sie aufträgt, erhält man je nach Mischungsverhältnis eine mehr oder
weniger matte, sehr feine und zugleich griffige Oberfläche. Die empfinde ich beim Halten des Instruments als sehr angenehm.
Es gibt Okarinabauer, die dekorieren ihre Werkstücke mit anderen Farben und lackieren sie, anstatt sie zu glasieren. Die Farbe geht keine feste Verbindung mit dem Ton ein und kann daher im Laufe
der Zeit auch bei ganz normalem Gebrauch abblättern. Ich habe zwei alte Instrumente unterschiedlicher Herkunft in meiner Sammlung, bei denen das der Fall ist. So etwas kaufe ich nie wieder!
Bei Rotters Instrumenten kommt so etwas nicht vor. Der Vorteil einer glasierten Oberfläche gegenüber einer lackierten ist, dass die farbige Außenschicht der Okarina mit dem Scherben eine
feste Verbindung eingeht. Da wird sich nie etwas einfach so ablösen oder auf andere Weise verändern. Das ist wie bei einem aus Ton gebranntem Topf, dessen glasierte Oberfläche nur durch
Abschlagen zerstört werden kann.
Ocarina Strohbrand nur am Mundstück geölt / Quelle Ocarinamusic
Ocarina Strohbrand, geölt und poliert / Quelle: Ocarinamusic
Die sich leicht speckig anfühlende Oberfläche der Ocarinas von Stein entsteht, wenn die fertig gebrannte Okarina mit verdünntem Kampferöl eingerieben und poliert wird. Ihre interessante Färbung
erhält sie schon vorher, wenn die bereits gebrannten Okarinas über ein Strohfeuer gelegt werden. Der Rauch des Feuers erzeugt auf der Oberfläche der Okarinas unverwechselbare Designs, die bei
jedem Instrument anders aussehen.
Formgebung und Oberflächenverarbeitung der Instrumente sind in einer steten Weiterentwicklung. In der Werkstatt Rotter wird gerne experimentiert und getüftelt. Wenn Okarinaspieler Fragen zum
Instrument haben oder die Profis aus der Spielpraxis resultierende Verbesserungsvorschläge haben, geht man gerne darauf ein.
Das Gespräch mit Hans Rotter war sehr interessant und kurzweilig und drehte sich auch noch um einige andere Okarinathemen. So z.B. auch um das alle zwei Jahre in Budrio stattfindende Okarinafestival, an dem er seit vielen
Jahren teilnimmt. Dadurch hat er Kontakt mit Okarinabauern und Okarinavirtuosen aus aller Welt, die ihn auch in seinem Okarinahaus in Oberkappel besuchen. Dort kann man auch seine umfangreiche Okarinasammlung
besichtigen, für die er in Oberkappel extra ein Museum eingerichtet hat.
Copyrightvermerk: Verwendung der Bilder der Webseite Ocarinamusic mit frdl. Genehmigung von Hans Rotter.
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