06.01.2015
(c) E. Stennes-Falter
Heute habe ich mir mal die hübsche Vogel-Okarina aus meiner kunterbunten Sammlung heraus gesucht und meine Eindrücke beim Musizieren festgehalten. Bevor ich darauf im Detail eingehe, schicke ich
einige allgemeine Informationen voraus.
In der Ocarinawerkstatt von Johann Rotter werden Instrumente mit ganz unterschiedlichen Stimmsystemen
gefertigt.
Anfängern bieten die verschiedenen Pendant-Ocarinas einen leichten Zugang zum Instrument. Insbesondere die 4-Loch-Okarinas mit der intuitiv spielbaren pentatonischen Tonleiter sorgen für schnelle
Erfolgserlebnisse, die Einsteiger ganz gleich welchen Alters ermutigen, immer mehr auszuprobieren.
Johann Rotter baut die 4-Loch-Okarinas in verschiedenen Tierformen (zur Zeit sind es Delfin, Schildkröte, Schwan, Vogel) und in
Muschel-Form (glatt oder mit keltischem Muster). Das Mini-Karinchen ist die kleinste 4-Loch-Okarina der Werkstatt Rotter. Sie wurde von Karin Rotter entwickelt und nach ihr
benannt.
Für alle diese Instrumente wird im Hause Rotter eine gemeinsame Notenheftserie angeboten. Die verschiedenen Okarinaformen sind jedoch zum Teil
unterschiedlich gestimmt. In dieser tabellarischen Übersicht lassen sich die verschiedenen Stimmungen und Tonräume vergleichen.
Okarina | Tonraum | Tonart | Stimmlage | Größe |
Delphin Piccolo | h2 ... a3 | C-Dur | Piccolo | 10 cm |
Muschel Piccolo | h2 ... a3 | C-Dur | Piccolo | 6 cm |
Schildkröte Sopran | fis2 ... e3 | G-Dur | Sopran | 9 cm |
Delphin Sopran | fis2 ... e3 | G-Dur | Sopran | 14 cm |
Muschel Sopran | fis2 ... e3 | G-Dur | Sopran | 8 cm |
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Vogel | e2 ... d3 | F-Dur |
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9 cm |
Schwan | e2 ... d3 | F-Dur |
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8 cm |
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Schildkröte Alt | h1 ... a2 | C-Dur | Alt | 12 cm |
Muschel Alt | h1 ... a2 | C-Dur | Alt | 10 cm |
Meine 4-Loch Vogelokarina, um die es hier nun geht, ist also eine Sopran-Okarina in F-Lage.
Die Vogel-Okarina mit 4 Grifflöchern
Beschreibung
Die aus Ton gefertigte Vogelform lässt sich gut zwischen den Fingern ausbalancieren.
Der Rücken des Vogels ist vom Schnabel bis zum Schwanz glatt und hat einen seidigen Glanz. Die Glasur fühlt sich sehr angenehm an und die Farben sind sehr schön anzusehen.
Unterhalb der Grifflöcher ist die Oberfläche unglasiert, dadurch leicht rauh und demzufolge sehr griffig. Die rauhe Oberfläche sorgt dafür, dass die Okarina nicht so leicht von den Fingerkuppen abrutscht und gibt auf diese Weise sicheren Halt.
Da der Ton hoch gebrannt ist, lässt sich die Flöte problemlos abwaschen, wenn sie mal klebrig geworden ist.
Die Position der Grifflöcher
Alle vier Grifflöcher liegen auf der Oberseite der Okarina. Es gibt also keine Daumenlöcher. Das ist vor allem für Kinderhände sehr gut. Denn ich habe bei 5- und 6-Jährigen wiederholt beobachtet, dass es ihnen schwer fällt, die Daumenlöcher dicht zu schließen. Wenn sich die Finger bewegen, verrutscht der Daumen bei Anfängern sehr leicht. Das verursacht dann natürlich Probleme bei der Intonation. Bei Okarinas ohne Daumenlöcher entfällt dieses Problem.
Die Größe der Grifflöcher
Die Grifflöcher lassen sich gut tasten. Die Größe der Löcher ist für kleine Kinderhände ideal. Beobachtungen bei 5-Jährigen zeigten, dass diese auch mit schmalen Fingern die Grifflöcher mühelos abdecken können.
Der Tonraum
Wenn man die vier Grifflöcher mit der rechten Hand beginnend nacheinander aufdeckt, ergibt sich eine pentatonische Tonleiter.
In C-Dur notiert:
In der Musikpädagogik ist die pentatonische Tonleiter unter anderem von Bedeutung, weil mit dieser Skala intuitiv improvisiert werden kann. Jede sich dabei ergebende
Melodie klingt schön und "richtig". Da es keinen Halbtonschritt gibt, entstehen keine Klangspannungen. Das sorgt für den schwebenden Charakter ruhig gespielter pentatonischer Melodien und die
spritzige Leichtigkeit flott gespielter Tanzweisen.
Das Instrument klingt allerdings nicht in C-Dur sondern in F-Dur. Das ist für meinen Musikunterricht von Vorteil. Gründe:
- Der Tonraum f'' bis d''' ist für Kinderstimmen wesentlich gesünder nachzusingen als das tiefe C-Dur. Daher lernen die Kinder in meinen Vorschulgruppen auch auf den Stabspielinstrumenten als
erstes in diesem Tonraum zu musizieren.
- Mit diesem Tonraum ist es frühzeitig möglich, die Vogel-Okarina-Spieler mit Blockflöten-Spielern gemeinsam musizieren zu lassen. Sopran-Blockflötenschulen erarbeiten in der Regel zuerst den Tonraum der linken Hand von g'' bis d''' und beginnen nicht selten mit den Tönen a'' und c'''.
Da die Kinder in meinen Vorschulgruppen als erstes die Noten a' und c'' kennen lernen, liegt es also nahe, sie auch auf der Vogel-Okarina nach diesen Noten lernen zu lassen, die dem Klang des
Instruments entsprechen. Falls sie später Sopran-Blockflöte lernen möchten, sind ihnen die Noten der ersten Lernschritte bereits vertraut. Sie müssen dann nur noch neue Griffe lernen.
Notenbeispiele für einen methodischen Einstieg:
Wenn man später in eine andere Tonlage wechselt, muss man sich natürlich in der Auge-Hand-Koordination umstellen; so wie es auch die Blockflötenspieler machen, wenn sie mit verschiedenen
Blockflöten spielen.
Der Wechsel der Auge-Hand-Koordination ist ein gutes Gehirntraining. Außerdem lernt man zu transponieren.
Wählt man für verschiedene Stimmlagen unterschiedliche Flötenformen, ist die Umstellung oft leichter als gedacht. Denn in der Regel verknüpft das Unterbewußtsein bereits nach kurzer Zeit die in den Händen gefühlte Form der Flöte mit der dazu gehörenden Auge-Hand-Koordination.
Möchte man mit den verschiedenen Okarinas mehrstimmig spielen, lesen sich Partituren leichter, wenn sie klingend notiert sind. Für meinen Musikunterricht ziehe ich daher auch aus diesem Grund das
Flöten- und Okarinaspiel nach Noten vor, die dem Klang der Instrumente entsprechen.
So klingt meine Vogel-Okarina:
Bei der letzten Melodie hört man als tiefsten Ton das e''. Da für das e'' dasselbe Griffsymbol gilt wie für das f'', ergänze ich es mit einem T (= tief).
Dieser diatonische Tonraum lässt sich mit Hilfe weiterer Griffe auch noch um chromatische Zwischenstufen erweitern.
Für cis/des habe ich einen Alternativgriff gefunden, der mir persönlich mehr liegt, als der von Rotter vorgegebene Griff. Grund: Mit dieser Variante läßt sich ein schneller Wechsel zu h ohne
Fingertausch spielen. Da sich die Höhe der Töne wie bei jeder Okarina ziehen lässt, kann die gewünschte Tonhöhe problemlos mit beiden Griffvarianten erreicht werden.
Intonation
Die Vogelokarina spricht sehr gut auf mittleren Blasdruck an. Eine saubere Intonation will aber wie bei jeder anderen Okarina gut geübt sein.
Wenn man nach der richtigen Intonation der Töne sucht, muss man nicht nur den Blasdruck ausbalancieren. Auch die Zungenstellung wirkt sich bei kleinen Okarinas auf die Intonation aus. Wenn man die Veränderung des Mundinnenraums, so wie er Bluesharp- und Maultrommelspielern vertraut ist, bei kleinen Okarinas gekonnt einsetzt, läßt sich jeder Ton (auch der Grundton der Okarina) ohne Änderung des Griffs 1/2-Tonschritt klar definiert abwärts benden.
Wie das funktioniert, ist nicht so einfach schriftlich zu vermitteln. Im Unterricht ist das viel leichter, weil man einander beobachten kann.
Aber vielleicht kommt ja doch jemand dahinter, was ich meine:
Wer gut pfeifen kann, der beobachte einmal, wie er die Zunge bewegt, wenn er den Schritt von f' nach e' pfeift. So ähnlich muss man das auch machen, wenn man die beiden Töne auf der Vogel-Ocarina spielen möchte.
Einsatz der Vogelokarina im Musikunterricht
Beim Elementaren Musizieren bringen die Vogelokarinas auf unterschiedliche Weise Abwechslung in das Spiel mit Percussioninstrumenten und Stabspielen.
Vorschulkinder können einfache Melodien erhorchen, nach Handzeichen und nach Noten spielen.
Empfehlung für Autodidakten
Die verschiedenen Tonlagen der Vier-Loch-Okarinas sind äußerlich an der Größe der Instrumente zu erkennen.
Die tiefsten Instrumente der 4-Loch-Ocarina-Serie klingen in C-Dur. Diese etwas größeren Instrumente sind für Erwachsene oft angenehmer zu greifen als die kleineren Modelle. Die C-Dur-Lage
enspricht in der Regel auch eher der Singlage eines Erwachsenen. Daher rate ich erwachsenen Anfängern, zu den C-Instrumenten in Alt-Lage.
Im Musikhaus Rotter ist eine ganze Serie von Noten erhältlich, die auf den Tonraum der 4-Loch-Okarinas von Rotter abgestimmt ist:
Alle Melodien sind in C-Dur notiert. Mit Hilfe der beigefügten Griffsymbole kann man sich diese Hefte auch autodidaktisch erarbeiten. Spielt man nach diesen Noten mit den F- oder G-Instrumenten, erklingen die Melodien entsprechend transponiert. Solange man alleine musiziert, ist das nicht wichtig. Möchte man mit anderen zusammen musizieren, muss man sich natürlich in der Tonart einander anpassen.
Anfänger, die noch keine Noten lesen können, befassen sich erst einmal mit Noten einer einzigen Stimmlage. Wenn dieser Tonraum sicher nach Noten gespielt werden kann, mag man sich entscheiden,
mit dem Erlernen der zweiten Stimmlage zu beginnen.
Update im Juni 2016
Im Laufe des vergangenen Jahres habe ich für meinen Musikunterricht eine methodisch aufgebaute Melodiensammlung erstellt.
Lieder und Tanzweisen für die 4-Loch-Okarina Griffsystem Rotter / Heft 1
DinA5 quer;
64 Seiten; Drahtheftung; Softcover;
Preis: 12,80€ zzgl. Porto- und Versandkosten *
Bestellnummer: ESTFA-PUB-N-021-01
Update im Februar 2018
In der Zwischenzeit entstanden weitere Notensammlungen. Im folgenden Blogbeitrag finden Sie einen Bericht über das neueste Notenheft und eine Übersicht über die bisherigen Veröffentlichungen für das Okarina-Griffsystem "Easy Ocarina".
Steckbrief: Vogel-Okarina mit 4 Grifflöchern
Name des Instruments: 4-Loch-Ocarina "Vogel"
Hersteller: Ocarinawerkstatt Johann Rotter
Herkunftsland: Österreich
Okarinatyp: Pendant
gestimmt: ja
Anzahl der Kammern: 1
Anzahl der Grifflöcher: 4
Anzahl der spielbaren Töne: 11
Tonlage: hauptsächlich zweigestrichene Octave
Grundton: je nach Spielweise e2 oder f2
Tonraum: e2 bis d3
Griffsystem: linear
Länge der Ocarina: 9 cm
Ansatzwinkel des Mundstücks: in Linie
Gewicht: 95g
Zubehör:
- Notenheft mit Grifftabelle, Lieder mit Noten und Griffschrift (in C-Dur)
- Umhängeband
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>> Blog-Sammlung zum Thema Ocarina