AC Travers-Ocarina von focalink mit Notenbuch von ocarinamusic

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(c) stennes-falter

Im April 2014 löste ich einen Einkaufsgutschein von thoman gegen zwei Okarinas ein, von denen ich nun die erste beschreiben möchte:

Es ist eine aus Kunststoff gefertigte Alt-Ocarina in C-Dur der in Taiwan ansässigen Firma "Focalink/Stein".

Gesehen und gehört hatte ich die ausgewählten Instrumente auf der diesjährigen Frankfurter Musikmesse am Stand des österreichischen Ocarina-Bauers und Importeurs Johann Rotter.  Der dort gewonnene positive Eindruck bestärkte meinen Entschluss, die bereits schon länger auf der Wunschliste stehenden Instrumente zu bestellen.

Steckbrief

 

Hersteller: Focalink / Stein

Herkunftsland: Thaiwan

Modell-Name des Instruments: Single Plastic AC

 

Okarinatyp: Travers/ Pendant / Sweet-Potato 

Konzertstimmung: ja

Anzahl der Kammern: 1

Anzahl der Anblasöffnungen: 1

 

Anzahl der Grifflöcher: 12

Anzahl der Töne: 13 Stammtöne + 8 chromatische Stufen

Tonlage: AC

Grundton: c''

Tonraum: a' - f'''

Griffsystem: Asiatisch

Teil einer Instrumentenfamilie: ja (Es gibt auch noch eine SC)

 

Länge und Breite der Ocarina: 17,5 x 11

Ansatzwinkel des Mundstücks: ca. 45°

Gewicht: 170 g

 

Zubehör: Grifftabelle / Tasche / Notenheft / Umhängeband

 

Bericht

Anlieferung

Die Instrumente waren sehr gut verpackt. Zwischen den Luftpolsterkissen fand ich zwei kleinere Kartons und in einer davon zwischen dicken Lagen Seidenpapier die blaue Schachtel mit der Kunststoffocarina.

Das Instrument erkunden

Wer bereits Blockflöte spielen kann, muss sich auf einer Ocarina neu orientieren. In den Produktbeschreibungen wird zwar häufig darauf hingewiesen, dass die Spielweise der Travers-Ocarina wegen der linearen Grifffolge der auf Blockflöten sehr ähnlich ist, aber in der Praxis spürt man dann, dass es einige Unterschiede gibt, an die man sich erst einmal gewöhnen muss.

 

Anders als bei einer Blockflöte werden alle 10 Finger eingesetzt. Bei der Blockflöte sind es nur 8, weil man mit nur einem Daumen (li) und nur einem kleinen Finger (re) spielt.

Diese Spielweise war mir zwar von meiner alten Ocarina (GEWA / Hersteller unbekannt) her vertraut.

Trotzdem vermittelte mir die Focalink-Ocarina ein neues Spielgefühl, weil sie sich in mehreren Punkten von meiner alten Ocarina unterscheidet:

1. Anzahl der Grifflöcher

2. größerer Tonraum

3. anderer Blasdruck

4. anderer Ansatzwinkel des Mundstücks, was insgesamt zu einer etwas anderen Haltung des Instruments führt.

 

Ansatzwinkel des Mundstücks

Ein Vergleich verschiedener Traversocarinas zeigt, dass die Mundstücke sehr unterschiedlich angesetzt werden.

An der focalink-Ocarina gefällt mir sehr gut, dass das Mundstück etwa 45° zur Grifflochlinie steht. Bei meiner alten Ocarina tendiert der Winkel mehr Richtung 90°.

Diese Differenz bewirkt unterschiedliche Handhaltungen. Je stärker der Ansatzwinkel Richtung 90° tendiert, um so näher muss die rechte Hand ans Gesicht gehalten werden. Mir persönlich behagt diese enge Haltung an meiner alten Ocarina nicht. Die sich aus dem 45°-Winkel ergebende Arm- und Hanhaltung mit der Focalink-Ocarina ist mir wesentlich angenehmer.


Griffsystem und Tonraum

Die Ocarina von focalink/Stein (Taiwan) wird mit dem asiatischen Griffsystem gespielt. Darauf ist die beigelegte deutsche Anleitung von "ocarinamusic" (= Ocarina-Werkstatt, Shop, Verlag, Museum und Seminarhaus von Hans und Karin Rotter) abgestimmt.

Der Unterschied zwischen dem asiatischen und europäischen Fingersatz:

die letzten 2 Griffe sind vertauscht
Bei einer C Ocarina sind das die Töne E und F ​

Das heisst:

- Beim Europäischem System wird für das E ( vorletzter Ton ) der kleine Finger der linken Hand zuerst geöffnet und dann für das hohe F der Daumen der rechten Hand
- Beim Asiatischem System ist es umgekehrt.

Bedeutung der Doppellöcher

Auf der focalink 12-Loch-Ocarina erleichtern die beiden kleinen Zusatz-Löcher nicht nur das Greifen der tiefen chromatischen Stufen. Sie erweitern außerdem den Tonraum der 10-Loch-Ocarina nach unten. Wenn man nach einer Griffschrifft für 10-Loch-Ocarinas spielt, bleiben diese beiden kleinen Löcher offen.

Grifftechnik erarbeiten

Die beiden höchsten Tonstufen e und f sind gar nicht so einfach zu greifen/spielen, weil man dabei den letzten stützenden Daumen vom Griffloch abhebt. Zumindest versucht man dies als Blockflötenspieler erst einmal automatisch.

Wer vom Blockflötenspiel kommt ist gewöhnt, dass sich der linke Daumen ganz frei bewegt und der rechte Daumen immer unter dem Instrument liegt. Mit dem rechten Daumen und dem linken kleinen Finger lassen sich die kleinen schlanken Flöten bei Bedarf leicht gegen den Mund stützen und ausbalancieren.

Ocarinas werden ganz anders ausbalanciert als Blockflöten. Das braucht Übung. Die verschiedenen Möglichkeiten hängen von Form, Größe und Gewicht des Instruments ab. Wenn man keinen Ocarinalehrer vor Ort hat, sucht man sich am besten Videos von von guten Ocarinaspielern und beobachtet, wie sie es machen.

 

Wer die Töne, bei denen der zweite Daumen geöffnet werden muss, meidet, dem fehlt ein Ton. Beim europäischen Griffsystem, ist es bei einer C-Ocarina das hohe F, auf asiatisch gestimmten Ocarinas das hohe E. Da muss man dann vor dem Kauf überlegen, welcher Ton häufiger benötigt wird bzw. auf welchen der beiden Töne man zunächst besser verzichten kann. Auf Dauer ist es natürlich keine Lösung, den obersten Ton zu "verschenken".

Mir haben folgende Überlegungen und Übungen geholfen:

Man braucht eine Handhaltung, die die Okarina zwischen Mund und Fingern ausbalanciert. Ich nehme dafür die beiden kleinen Finger und den rechten Daumen.

 

Haltung des Instruments - Balanceübung

Die Okarina ganz frei nur mit dem rechten Daumen und dem rechten kleinen Finger in der Luft halten. Dabei die entsprechenden Grifflöcher schließen.
Mit dieser Balanceübung findet man heraus, wie man die Ocarina gut halten kann.
Wenn der Mund als weitere Stütze dazu kommt, wird es leichter.
Und wenn dann noch der linke kleine Finger dazu kommt, kann man den rechten Finger bewegen.

 

Wenn man das mal heraus hat, ergibt sich der Rest.

 

linker kleiner Finger

Wenn das Griffloch des linken kleinen Fingers geöffnet werden muss, hebe ich ihn nicht von der Okarina weg, sondern rolle ihn auf der Kante der Okarina ab, so dass er gewissermaßen wie ein Deckel hoch klappt.

Tonraum

Der mit den 12 Löchern spielbare Tonraum umfasst ca. 1,5 Oktaven. Er ist für viele Lieder und Tanzweisen völlig ausreichend. Wer aber Blockflötenliteratur und andere Musik spielen möchte, die mindestens 2 oder 3 Octaven umfasst, kommt damit nicht mehr hin. Dann benötigt man eine Double- oder Triple-Ocarina. Die mir bislang größte bekannte Ocarina ist die Quadruple, ein Vier-Kammer-Instrument.


Die folgende Grafik veranschaulicht den klingenden Tonraum einer 12-Loch-Ocarina und einer Double-Ocarina. Der Unterschied ist nicht sehr groß, macht beim Musizieren aber eine Menge aus.

Tonraum der 12-Loch-Ocarina und der Double-Ocarina
Tonraum der 12-Loch-Ocarina und der Double-Ocarina

Das Griffsystem der großen Kammer der Double-Ocarina ist mit dem Griffsystem der 12-Loch-Ocarina fast identisch. Es fehlt lediglich das 2. Daumenloch. Deshalb ist der Tonraum der großen Kammer etwas kleiner, als der einer 12-Loch-Ocarina. Die beiden "abgeschnittenen" Töne werden dann auf der kleinen Kammer gespielt, die den Tonraum zusätzlich um 4 Töne erweitert. Auf einer Triple-Ocarina wird dieses Griffschema weiter ergänzt.

Wenn man auf der 12-Loch-Ocarina auf das Spielen der beiden obersten (schwer zu greifenden) Töne verzichtet, entfällt die Umgewöhnung beim Umstieg auf die Double-Ocarina. Wer sich nicht sicher ist, ob er wirklich bei der Travers-Ocarina bleiben und irgendwann mit Double- und Triple-Instrumenten spielen will, kann also mit einer preisgünstigen 12-Loch-Kunststoff-Ocarina von focalink/Stein starten. Wenn das Instrument dann Spaß macht, kann man später problemlos auf die Mehrkammer-Instrumente umsteigen.

Blasdruck und Intonation

Der Intonationsspielraum ist wie bei anderen mir bekannten Okarinas üblich auch bei dieser Okarina ziemlich groß. Er beträgt in der unteren und mittleren Lage mehr als einen Ganz-Tonschritt.

 

Um diese Ocarina korrekt zu intonieren, mußte ich bei meinem Instrument einen relativ kräftigen Blasdruck entwickeln. Das war für mich erst einmal sehr gewöhnungsbedürftig. Nach einiger Zeit war das aber kein Problem mehr für mich.

 

Beim Üben fiel mir auf: Wenn man die Flöte warm gespielt hat, wird die Intonation der hohen Töne leichter.

 

Die Beobachtung, dass sich die warm und feucht gespielte Ocarina leichter in die Höhe bringen lässt, brachte mich auf die Idee, einen kleinen Tropfen Wasser in das Instrument zu füllen. Das änderte die Ansprache bei meinem Experiment tatsächlich. Da Wasser dem Instrument nichts anhaben kann, kann man damit risikolos experimentieren, wenn einem das Instrument zu dunkel klingt.

 

Wenn man das Instrument für sich alleine unisono spielt, ist es auch möglich, mit etwas weniger Blasdruck eine in sich stimmige Intonation zu erreichen. Dann klingt die Okarina etwas weicher und natürlich auch etwas tiefer. Wer mit dem kräftigen Blasdruck zunächst nicht klar kommt, empfindet das möglicherweise zuerst einmal als angenehme Alternative. Das Ziel sollte natürlich sein, sich an den richtigen Blasdruck zu gewöhnen.


Zubehör

Zusammen mit der Ocarina wurden geliefert:

- eine Umhängeschnur

- ein Notenheft mit Grifftabelle

- eine Pappschachtel

 

Die dekorative Schachtel von Rotter habe ich zur Aufbewahrung behalten.

Auf dem Foto ist deutlich zu erkennen, dass die Noten mit einer Griffschrift verknüpft sind. Die verhilft zu schnellen Erfolgen, sofern man die Melodien vom Hören her kennt oder Noten lesen kann. Das Heft beinhaltet einen Crashkurs zum Notenlernen, der einen gründlichen Musikunterricht natürlich nicht ersetzen kann, aber dazu geeignet ist, altes Wissen wieder aufzufrischen und einem nicht ganz Unwissenden einen schnellen Zugang zum Instrument zu verschaffen.

Warum sind Noten mit Griffschrift hilfreich?

Am Anfang war ich beim Musizieren noch so sehr auf die vom Blockflötenspiel geprägte Auge-Hand-Koordination fixiert, dass ich beim Abspielen der Noten an kritischen Stellen immer wieder falsch griff. Sind die Noten mit Griffschrift kombiniert, erhalten die Hände beim Notenlesen ein zusätzliches optisches Signal, auf das sie zunehmend automatisch reagieren. Die Augen können aber auch ganz bewusst zwischen den Reihen (Noten/Griffschrift) wechseln. Mit der Zeit entwickelte sich eine neue Koordination, die automatisch "aktiviert" wird, sobald ich diese Okarina in die Hand nehme. Trotzdem benutze ich sehr häufig mit Griffschrift kombinierte Noten, damit ich beim Musizieren bei Bedarf jederzeit einen Griff nachsehen kann, ohne den Spielfluss unterbrechen zu müssen.

Da ich das so hilfreich finde, kombiniere ich auch meine mit einem Notensatzprogramm geschriebenen Noten mit der passenden Griffschrift. Meine sieht allerdings etwas anders aus als die von ocarinamusic. Hier ein Beispiel aus dem Workshop zum Lied "Misty Mountains High".

Verarbeitung

Kunststoff-Instrumente wie diese sind industrielle Massenware. Das ist aber nicht grundsätzlich negativ. Hohe Stückzahlen sorgen für niedrige Verkaufspreise. Wenn die Maschinen gut eingestellt und die Toleranzen klein sind, erhält man ordentlich gestimmte Instrumente wie diese, auf denen man die Grundlagen des Ocarinaspiels lernen und schön musizieren kann.

 

Auf der Oberfläche sind  Spuren der maschinellen Verarbeitung zu sehen. Auf der Webseite von Focalink/Stein wird erklärt, dass die schwach ertastbaren Linien durch das Gießverfahren entstehen und nicht völlig entfernt werden können.

 

Die Grifflöcher

Die Ränder der Grifflöcher sind abgerundet. Die Oberfläche ist mit einer Ausnahme ganz flach ohne ertastbare Absenkungen. Lediglich das Doppelloch des 3. Mittelfingers sitzt in einer Mulde. Diese erleichtert das Finden der Grifflöcher. Bei den anderen Löchern war korrektes Schließen der Löcher für mich anfangs reine Glücksache. Doch als sich die korrekte Haltung der Finger eingeprägt hatte, wurde die Treffsicherheit besser und das Schließen der Löcher gelang zunehmend genauer.

Die flache und ebene Form der rechten Spielseite erleichtert die Spieltechnik mit flach aufgelegten Fingern.


Die Abstände der Grifflöcher sind für große und kleine Hände gleichermaßen gut spielbar.

Kunststoffokarina SC

Kunststoffokarna AC

Pflege

Bei Gefäßflöten muss besonders pingelig auf Sauberkeit und ausreichendes Abtrocknen der Flöte geachtet werden, da der Zugriff auf den Innenraum mit einem Wischer nicht möglich ist.

Vorbeugung ist die beste Methode, eine Ocarina sauber zu halten. Also immer mit sauberem Mund musizieren, damit vor sich hin gammelnde Ablagerungen gar nicht erst entstehen können.

Wenn das Instrument in Kinderhänden dann doch mal klebrig wurde, helfen warmes Wasser und ein sauberes, weiches Tuch bei der äußeren Reinigung. Innere Verschmutzungen löst man in warmem Wasser an und bläst sie dann so gut es geht aus. Wenn man das mit Bedacht macht, funktioniert das bei diesem Instrument ganz gut.

 

Persönliches Fazit

Die AC-Ocarina von Focalink erfordert wie jede Ocarina Übung und Gehörschulung.

Sie lässt sich mit mittlerem bis kräftigem Blasdruck gut intonieren. Bei Sprüngen in die Höhe muss man die Blasdruckwechsel gut üben, sonst landet man zu tief.

Die Okarina hat einen guten Klang und ist sauber gestimmt. Daher ist sie gut für das Ensemblespiel geeignet.

Wie bei Ocarinas üblich, reagiert dieses Instrument auf Blasdruckänderungen mit deutlichen Tonhöhenschwankungen. Um die korrekte Intonation zu erlernen, ist es deshalb ratsam, mit einem Stimmgerät zu arbeiten, bis man ein Gefühl für den richtigen Blasdruck entwickelt hat. Hilfreich ist auch das Zusammenspiel mit einem sauber gestimmten "Führinstrument", z.B. mit einem elektrischen Klavier.

 

Bevor man die Ocarina bestellt, fragt man am besten seinen Musikalienhändler, ob er die Instrumente über ocarinamusic / Rotter importiert und ob das Übungsheft inclusive ist.

Wenn nicht, liegt dem Instrument lediglich eine Grifftabelle mit asiatischen Schriftzeichen bei.



Man kann natürlich auch direkt bei  ocarinamusic bestellen.

Dort erhält man das neueste zur Okarina passende Notenheft inclusive Grifftabelle.


Noch ein paar Hintergrundinformationen

Woher kommen die Instrumente und wer hat sie gebaut?

Das war damals für mich eine ganz spannende Frage als ich das Instrument bestellte.

Der Produktbeschreibung bei Thomann war die Herkunft des Instruments nicht zu entnehmen. Die Produktbezeichnung   "Thomann 12H Ocarina C3 dark blue"   hat mich zunächst verunsichert, weil es bei mir den Eindruck erweckte, das Instrument wäre ein Thomann-Produkt. Das ist aber nicht der Fall. Thomann ist ein Musikalienhändler aber kein Okarinabauer.     

Der kleine Schriftzug auf dem Instrument verriet mir den Hersteller "Focalink". Das ist eine Firma aus Taipei in Taiwan. Im Ocarina-Wiki wird die professionelle Qualität der Instrumente dieses Herstellers gelobt. Diesem Lob schließe ich mich gerne an.

Das Instrument ist sauber gestimmt, spricht gut an, lässt sich (wenn man mit den Besonderheiten von Ocarinas vertraut ist) leicht intonieren, ist gut verarbeitet und liegt mir angenehm in der Hand.

 

Die Blaue Schachel mit Instrument und Notenbuch stammt allerdings von "ocarinamusic". Beigelegte Prospekte wiesen auf die Webseiten www.ocarnamusic.com, www.ocarinashop.com und www.ocarina.de hin. Auf den verschiedenen Webseiten waren und sind interessante Informationen über Hans und Karin Rotter, ihr Museum und ihre Instrumente nachzulesen und Bilder zu sehen. Unter anderem auch von Ocarinafestivals.

Umstellungen der Webseiten führten später (Weihnachten 2014) dazu, dass ein Teil der Webseiten auf den Shop umgeleitet wurden. Dort findet man seitdem Links zu verschiedenen Netzwerken. Auf twitter postet Rotter  Fotoserien von seiner Ocarinasammlung, aus Ocarinaproduktion und -versand, sowie Videos, in denen Ocarinas aus seinem Shop vorgestellt oder Musikertreffen gezeigt werden.

Verschiedene Produktbezeichnungen in verschiedenen Bezugsquellen

Über einen längeren Zeitraum gesammelte Beobachtungen ergaben: Die 12-Loch Plastikokarinas von focalink/Stein tauchen in Onlineshops unter verschiedenen Bezeichnungen auf, sind aber an seiner Form und dem deutlich sichtbaren Label gut zu identifizieren.

Da ocarinamusic (Okarina Musikhaus Rotter/Österreich shop) die importierten Instrumente mit deutsch-englischem Lehrmaterial (Grifftabelle, Notenhefe) kombiniert, beziehen verschiedene deutsche Musikalienhändler diese Instrumente von Rotter und benennen sie auch nach ihm. (z.B. Hieber) Anders dagegen  thomann, der diese und andere Okarinas unter dem eigenem Namen listet.

Der bekannte international agierende Okarina-Shop aus Übersee "Songbird" verkauft dasselbe Modell unter dem Namen Bravura Ocarina. (aktualisierter Stand der Recherche Jan 2015)

Hans/Johann Rotter

Wenn man Hans Rotter auf Messen begegnet, spürt man sofort, dass er mit Ocarinas nicht einfach nur handelt. Sie sind ein wichtiger Teil seines Lebens.

Hans Rotter lernte Keramik-Gefäßflöten in den 1980ger Jahren auf seinen Reisen durch Asien kennen. Er eignete sich das notwendige Knowhow an und produzierte 1987 in Südindien seine ersten Ocarinas aus Terrakotta. Damit musizierte er auf Festen und Märkten. Da sich die Menschen nicht nur für die Musik sondern auch für die Instrumente interessierten, begann er damit, seine Ocarinas zu verkaufen.

Um Keramik-Instrumente im größeren Rahmen herstellen und verkaufen zu können, beschloss er, eine Ocarina-Werkstatt in Europa aufzubauen. Das war 1988 in Doncaster, England. Die Produkte verkaufte er auf verschiedenen Märkten in ganz England. Dort blieb er aber nicht. 1989 zog es ihn nach Österreich. Dort baute er in Oberkappel im Mühlviertel die heutige Ocarina-Werkstatt auf. Seit 1998 unterstützt Karin Rotter ihn dabei umfassend.

Das geräumige Haus in Oberkappel beherbergt nicht nur Werkstatt, Geschäft und Ocarinamuseum. Es bietet außerdem Platz für Seminarräume.

Rotters pflegen internationale Kontakte zu Geschäftspartnern und Musikern. Denn sie verkaufen nicht nur die eigenen Instrumente. Sie handeln auch mit den Instrumenten von focalink/Stein. Für den Musiker Fabio Galliani (xxx) aus der italienischen Ocarinastadt Budrio entwickelte Rotter ein nach Gaillianis Wüschen gestaltetes Instrument.


Auf einer facebook-Seite werden die aktuellen Informationen zu den Seminaren im Ocarina Musikhaus ausgetauscht. Im YouTube-Kanal von Ocarinahans veröffentlichen Rotters Vorstellungen der bei ihnen erhältlichen Instrumente und Aufzeichnungen von Darbietungen befreundeter Musiker.  Unter anderem findet man dort auch Videos mit dem Musiker Fabio Gaillani.

Nachdem ich alle diese Informationen gefunden hatte, wurden mir die Handelswege, über die meine asiatische Ocarina mit Noten aus Österreich "verheiratet" wurde und dann über den deutschen Musikalienhändler Thomann zu mir gelangte, allmählich klar.

 

Ich finde es großartig, dass Hans Rotter in einem eigenen Verlag zu all den Instrumenten, die er verkauft, Hefte mit deutschen Anleitungen und Noten veröffentlicht, die den Instrumenten beigelegt werden. Ohne diese verdienstvolle Arbeit wäre die Freude an den Instrumenten nur halb so groß. Auf dem Foto (ganz oben am Anfang dieses Berichts) ist deutlich zu erkennen, dass die Noten mit einer Griffschrift verknüpft sind. Die verhilft zu schnellen Erfolgen, sofern man die Melodien vom Hören her kennt oder Noten lesen kann. Das Heft beinhaltet einen Crashkurs zum Notenlernen, der einen gründlichen Musikunterricht nicht ersetzen kann, aber dazu geeignet ist altes Wissen wieder aufzufrischen und einem nicht ganz Unwissenden einen schnellen Zugang zum Instrument zu verschaffen.

 

Nachtrag 24.8.2017

Ein Leser war der Meinung, dass die Fokalink Okarina in Dunkelblau von Focalink/Stein explizit für ocarinamusic hergestellt würde und deshalb auf der Webseite von Focalink/Stein http://www.steinocarina.com nicht zu finden sei. Aufgrund meiner Beobachtung bezweifel ich das, da ich sowohl die dunkelblaue SC als auch die dunkelblaue AC dort mehrere Jahre in der entsprechenden Warenkategorie aufrufen konnte. Auch bei der bereits erwähnten US-Firma https://www.songbirdocarina.com  war diese Farbvariante früher zu finden. Das Modell läuft dort nach wie vor unter dem Namen "Bravura". Inzwischen scheint dieses Modell aber auszulaufen. Anders kann ich mir nicht erklären, warum die Auswahl an Farben reduziert wurde und zwei der noch angezeigten Farben als "sold out" deklariert sind.

Auch auf der Webseite der Firma Stein scheint das Modell auszulaufen. Die dunkelblaue Variante ist bei Stein aktuell nur noch als SC erhältlich einige Farbvarianten werden jetzt als Modell "12SC-P-Osawa" angeboten.  Als AC wird die dunkelblaue aktuell nicht mehr geführt und auch das Modell 12AC-P-Osawa wird nicht in dunkelblau angeboten.

Update zum Okarinamusikhaus in Oberkappel 24.8.2017

Nach dem Tod von Karin Rotter im Frühjahr 2017 hat Hans Rotter das Okarinamusikhaus geschlossen. Der Versandhandel läuft weiter. Seminare finden keine mehr statt. Die Okarinasammlung des Museums steht zum Verkauf.