(c) stennes-falter
16.3.2014
In der vergangenen Woche besuchte ich die Musikmesse Frankfurt 2014. Dort durfte ich am Messestand der Ocarina-Werkstatt Johann Rotter ein paar schöne Fotos des vielfältigen Angebots machen.
Okarinas faszinieren mich mit ihrer Form- und Farbenvielfalt schon lange. Meine Sammlung besteht bislang fast ausschließlich aus Toninstrumenten. Die zurzeit einzige Kunststoff-Ocarina meiner Sammlung (2Daumenlöcher 4Fingerlöcher schwarz) mag ich nicht besonders, weil ihr Klang sehr hell und hart ist. Nicht nur meine Ohren empfinden ihn als sehr unangenehm. Als ich sie in einer Kindergruppe vorstellte, hielten sich einige spontan die Ohren zu. Für dieses Instrument konnte ich keinen meiner Schüler nachhaltig interessieren. Außerdem lässt ihre Stimmung sehr zu wünschen übrig.
Meine etwas bauchigeren Toninstrumente in ähnlicher Größe (Birnenmusi) klingen viel dunkler und weicher. Ihr Klang kommt wesentlich besser an. Die dunklere Tonlage wird durch die bauchigere Form
erreicht. Der weichere Klang könnte durch die tiefere Tonlage suggeriert werden. Der Werkstoff Ton spielt aber vermutlich auch eine Rolle.
Der schwer zu beschreibende Klang bauchiger Gefäßflöten hat etwas faszinierendes und ist für Kinder sehr anziehend. Der Klang dunkler Blockflöten gefiel bislang ebenfalls allen Kindern, denen ich
sie vorführte sehr gut. Doch solche Flöten können Kinderhände nicht greifen. Bei der für Kinderhände ab ca. 6 Jahren gut zu greifenden Sopran-Blockflöte scheiden sich die Geister bei der
Beurteilung des Klangs. Daher überlege ich, Okarinas als Alternative zur Blockflöte vorzustellen. Die Frage ist: Welche?
Darauf suchte ich auf der Musikmesse eine Antwort.
Ein gravierender Nachteil von Ton-Okarinas ist, dass zumindest einige Sorten so leicht kaputt gehen. Deshalb sind sie als Kinder- oder Schulinstrument nur bedingt oder gar nicht brauchbar. Trotz
bzw. gerade wegen der Enttäuschung mit meiner ersten, kleinen Kunststoff-Okarina wollte ich mir auf der Musikmesse unbedingt weitere Kunststoffokarinas ansehen und anhören, in der Hoffnung besser
klingende Exemplare zu finden.
An dem Stand von www.ocarinamusic.com präsentierten
Johann und Karin Rotter einen Überblick über die online angebotenen Instrumente. Aus Oberkappel (Österreich) kommen obendrein Noten und CDs, die man hier ebenfalls einsehen konnte. Alles
(Instrumente, Notenhefte und CDs) war liebevoll arrangiert und ist ansprechend gestaltet.
Die von ocarinashop (= Ocarina-Musikhaus Rotter) angebotenen Kunststoffinstrumente (Hersteller Focalink/Stein, Taiwan) heben sich vor allem wegen der kräftigen Farben von den irdenen Okarinas
optisch deutlich ab. Ob Kinder die bunten Plastik-Instrumente wirklich schöner finden als die zum Teil ebenfalls sehr farbenfroh gestalteten Toninstrumente? Praktischer erscheinen mir die
Kunststoff-Ocarinas in jedem Fall! Denn sie zerbrechen nicht. Zumindest nicht so leicht.
Klanglich waren die von Karin Rotter vorgespielten Instrumente für mich eine positive Überraschung. So weit ich das bei dem beständigen "Hintergrundgrollen" beurteilen konnte, waren Klang und
Stimmung klar und durchaus überzeugend. Der Klang der Piccolo (Tonraum a2 - f4) schien mir kräftig jedoch trotz der Höhe nicht unangenehm scharf. Der Klang der größeren Alt-Ocarina (Tonraum a1 -
f3) ist wegen der tieferen Lage sanfter.
Die Spielhaltung einer Ocarina wird vom Ansatzwinkel des Mundstücks bestimmt. Bei "Sweet Potatoes" ist es oft mit etwa 90° angesetzt und die Spielhaltung dann entsprechend quer. Die Mundstücke
der Focalink AC und SC sind schräger angesetzt. Dadurch ist die Spielhaltung mehr diagonal. Was mag angenehmer sein?
In Produktbeschreibungen las ich, das Griffsystem dieser 12-Loch-Ocarinas ähnelt dem der Blockflöte. "Ähnlich" ist aber nicht dasselbe. Darauf werde ich in einem anderen Beitrag etwas genauer eingehen.
Da sich die Handhabung von Travers-Ocarina und Blockflöte in mehreren Punkten unterscheidet, würde ich sie auf keinen Fall als Vorstufe zur Blockflöte anbieten. Sie ist als ein völlig eigenständiges Instrument anzusehen, mit einem ganz anderen Griffsystem. Für diejenigen, die aus irgendwelchen Gründen die Blockflöte nicht mögen, könnte ich mir eine Okarina allerdings gut als Alternative vorstellen.
Wegen der zwei großen Daumenlöcher sind die 10-Loch und 12-Loch Travers-Okarinas für kleine Kinderhände aber nur schwer zu greifen. Für die meisten Vorschulkinder sind zwei Daumenlöcher generell
ein Problem. Der bis in die hohe Lage auf einem Griffloch gehaltene linke kleine Finger erschwert bei untrainierten Händen zusätzlich die Intonation. Mit diesen Herausforderungen kommen die
Kinder in der Regel frühestens im Grundschulalter zurecht. Ich würde diese Okarinaform daher nicht vor der 2. oder sogar 3. Klasse anbieten.
Okarinabauer haben dieses Problem erkannt und bauen für Anfänger verschiedene Okarinas mit weniger Löchern.
Für diejenigen, die mit dem Greifen der Daumenlöcher und dem Griffsystem der Travers-Ocarinas Probleme haben, bietet Hans Rotter die Tier- und Muschel-Okarinas mit 4 Grifflöcher
an. Die Daumen und die schwächeren kleinen Finger und Ringfinger stützen das Instrument, Zeigefinger und Mittelfinger spielen auf den Löchern. Damit kommen auch schon geschickte Vorschulkinder
zurecht.
Meinen Bedenken, dass die Instrumente aus Ton und somit zerbrechlich sind, entgegnet Hans Rotter, dass die Instrumente so dicht gebrannt sind, dass sie sehr robust seien. Er empfiehlt für die
Jüngsten die Schildkröte. Die können sie seiner Erfahrung nach am besten halten.
Mein Fazit nach dem Besuch der Musikmesse:
Es war gut, die bislang nur virtuell bekannten Instrumente mal ganz real in die Hand zu nehmen.
Das vielseitige Angebot von Hans Rotter hat mich sehr angesprochen.
Ich denke, darauf werde ich in den nächsten Monaten noch zurück kommen.
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